BERLIN. Der Aufstieg der AfD in den östlichen Bundesländern erklärt sich laut dem Philosophen Philipp Hübl mit einer ausgeprägten Form von moralischem Ekel. Angst sei die Kernmotivation von Konservativen und Wählern von Rechtspopulisten. „Aber Angst allein führt nicht zu der Fremdenfeindlichkeit, die wir beispielsweise bei der AfD in Sachsen sehen. Denn Angst ist universell: Jeder Mensch und viele Tiere haben Angst. Fremdenfeindlichkeit ist zusätzlich durch Abscheu, also moralischen Ekel, geprägt“, sagte Hübl am Montag Zeit Online.
Die Menschen unterschieden sich deutlich in ihrer Ekeldisposition. „Menschen, die sich stark ekeln, neigen dazu, eher konservative oder religiös-traditionalistische Auffassungen zu haben.“ Sie seien strenger, wenn es um Abtreibung, Homosexualität, Drogen oder Masturbation gehe.
Eigentlich ein Schutzmechanismus
Auf die Anmerkung, wonach einzelne AfD-Politiker immer wieder behaupteten, Einwanderer würden Infektionskrankheiten einschleppen, antwortete Hübl: „Ja, Ekel ist seit Hunderten von Jahren eine politische Taktik. Die Feinde der eigenen Gruppe werden als eklig darstellt, als Ratten beispielsweise. Ein Extremfall ist der Antisemitismus.“
Ursprünglich sei Ekel ein Schutzmechanismus. „Wenn wir uns vor etwas ekeln, halten wir uns davon fern. So hat der Ekelmechanismus seit jeher geholfen, daß sich Menschen seltener mit Keimen anstecken.“ (ls)