HANNOVER. In Niedersachsen ist ein Streit zwischen Islam-Verbänden und dem Kultusministerium entbrannt. Hintergrund ist der Entwurf des SPD-geführten Ministeriums, auch im islamischen Religionsunterricht zu vermitteln, daß Lesben und Schwule nicht diskriminiert werden dürfen. Das lehnen die moslemischen Organisationen Ditib und Schura ab. Der niedersächsische Ditib-Vorsitzende Ali Ünlü betonte gegenüber der FAZ, Homosexualität sei im Islam verboten.
Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) zeigte sich enttäuscht über die Haltung der Organisationen. „Ich bedauere, daß sich die Vertreter islamischer Verbände gegen die Berücksichtigung sexueller Vielfalt im islamischen Religionsunterricht ausgesprochen haben“, sagte er der Bild-Zeitung. Zuvor hätte ein Imam den Formulierungen zugestimmt.
Landesregierung will an Unterrichtsinhalten festhalten
Weil sagte, er wolle die Vorgabe an den Landtag weiterleiten. Kinder und Jugendliche sollten früh lernen, daß neben der freien Religionsausübung auch das Recht auf Gleichberechtigung, sexuelle Selbstbestimmung und freie Entfaltung der Persönlichkeit durch das Grundgesetz garantiert werde.
Die rot-schwarze Landesregierung kündigte an, den Passus zur Homosexualität auch gegen den Widerstand der Verbände durchsetzen zu wollen. Ein dritter neugegründeter Islam-Verband, „Muslime in Niedersachsen“, habe Bereitschaft signalisiert, mit dem Kultusministerium zusammen arbeiten zu wollen. Ungeachtet des Streits wolle die niedersächsische Regierung auch weiter mit Ditib im Bildungsbereich kooperieren.
Die türkische Islam-Organisation Ditib war in der Vergangenheit ins Visier des Bundesverfassungsschutzes geraten. Doch nach dem Abgang von Ex-Präsident Hans-Georg Maaßen war eine Beobachtung des Verbandes verworfen worden. (ag)