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„Zentrum für Politische Schönheit“: Jagd auf Andersdenkende

„Zentrum für Politische Schönheit“: Jagd auf Andersdenkende

„Zentrum für Politische Schönheit“: Jagd auf Andersdenkende

Ruch
Ruch
Der Leiter des Zentrums für Politische Schönheit, Philipp Ruch (Archivbild) Foto: picture alliance/Geisler-Fotopress
„Zentrum für Politische Schönheit“
 

Jagd auf Andersdenkende

Mit einer Denunziationskampagne gegen Teilnehmer rechter Demonstrationen in Chemnitz hat das „Zentrum für Politische Schönheit“ seine Maske fallen lassen. Der Mannschaft um Philipp Ruch ging es nie um Aufklärung, sondern um die Vernichtung politischer Gegner und anderer Meinungen. Das beweist auch deren neueste Erklärung. <>Ein Kommentar von Boris T. Kaiser.<>
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Das „Zentrum für politische Schönheit“ hat mal wieder zugeschlagen. Mit „Soko Chemnitz“ hatte die Gruppe um den Aktionskünstler Philipp Ruch einen Online-Pranger für rechte Demonstranten ins Leben gerufen. Daß es dafür Strafanzeigen hagelte – unter anderem vom Land Sachsen und dem Jüdischen Forum – hat natürlich nichts damit zu tun, daß Ruch die Seite nach kurzer Zeit bereits wieder vom Netz nahm.

Ruch ist so etwas wie der Christoph Schlingensief für geistig Arme. Doch während sich die Aktionen des 2010 verstorbenen Enfant terrible meist gegen die Großen und Mächtigen richteten, hat sich der Deutsch-Schweizer mit dem Dreck im Gesicht, deutlich leichtere Opfer für sein künstlerisches Mobbing ausgesucht.

Schlingensief rief Arbeitslose zum Massenbaden im Wolfgangsee auf, um das Ferienhaus des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl zu fluten. Ruch nistete sich in direkter Nachbarschaft zum AfD-Oppositionspolitiker Björn Höcke ein, um ihn auszuspionieren und ihm und seiner Familie ein selbstgebasteltes Holocaust-Mahnmal vor den Garten zu stellen.

Ruch wäre ein würdiger Nachfolger von Steffen Seibert

Schlingensief wollte ein Opernhaus in Afrika bauen. Ruch entwendete Berliner Mauerkreuze und will eine „Brücke für Flüchtlinge von Afrika nach Europa bauen“. Schlingensief gründete seine eigene Partei – „Chance 2000“ – und rief den Bürger auf: Wähle Dich selbst! Ruch schuf einen Internet-Pranger, um Bürger zu denunzieren, die es gewagt hatten, gegen die Regierung und die Verhältnisse auf die Straße zu gehen. Schlingensief war ein Linksintellektueller. Ruch ist einfach nur links. Vielleicht sogar einfach nur link.

Unter der Überschrift, „Gesucht: Wo arbeiten diese Idioten?“, stellte das „Zentrum für politische Schönheit“ auf seiner mittlerweile offline gegangenen Seite Fotos von Menschen ins Netz, deren einziges Vergehen es war, an einer Demonstration teilzunehmen, die den Damen und Herren der Organisation nicht genehm war. Dazu der Aufruf: „Denunzieren Sie noch heute Ihren Arbeitskollegen, Nachbarn oder Bekannten und kassieren Sie Sofort-Bargeld. Helfen Sie uns, die entsprechenden Problemdeutschen aus der Wirtschaft und dem öffentlichen Dienst zu entfernen.“ Schon lange ist klar: Die neue Linke will die totale soziale und wirtschaftliche Vernichtung möglichst aller Andersdenkenden. Aber selten wurde das auch so klar formuliert.

Die Betreiber der Internetseite phantasierten von „tausenden Arbeitnehmern oder Staatsdienern“, die bei Demonstrationen „Ausländer durch Chemnitz getrieben“ sowie „Presse und Polizeibeamte attackiert und Hitler gegrüßt“ hätten. Das klingt und ist zwar völlig irre, hätte so oder so ähnlich formuliert aber auch aus dem Kanzleramt kommen können, wo man die kleinliche Differenzierung zwischen „Hetze“ und „Hetzjagd“ schon vor Monaten für „nicht hilfreich“ erklärt hat. Sollte Bundeskanzlerin Angela Merkel vor dem Ende ihrer Amtszeit noch einen neuen Regierungssprecher brauchen – Philipp Ruch wäre für die Nachfolge von Steffen Seibert geradezu prädestiniert.

Ausrottung des Denkens

Die „Künstler“ veröffentlichten neben den Fotos und dem Beruf der, wie sie sie nennen, „Verdächtigen“, auch persönliche Angaben: Hobbys, Ernährungsgewohnheiten, Lieblingsverein und vieles mehr. Dazu hat man die Fotografierten offenbar bis ins Privateste ausspioniert. Die Vorwürfe gegenüber den „Verdächtigen“ reichten von Mitgliedschaft in der AfD über das Teilen kritischer Beiträge über Angela Merkel bis hin zu knallhartem Rechtsextremismus. Wie rechts jemand in den Augen des Zentrums ist, wurde einem an Hand eines entsprechend ausschwenkenden Gesinnungs-Barometers angezeigt.

In der Konsequenz machte dies aber keinen Unterschied für die Betroffenen. Denn der Pauschalvorwurf gegen alle aufgeführten Personen hieß und heißt: „Verdacht auf unerlaubte Entfernung von der Demokratie.“ Wem die Art und Weise wie das „Zentrum für politische Schönheit“ die Demokratie verteidigen will keine schweren Bauchschmerzen, wenn nicht gar üblen Brechreiz bereitet, der hat die Demokratie entweder nicht verstanden oder sie ist ihm schlicht egal.

Bei Philipp Ruch dürfte alles gleichzeitig der Fall sein. Der Sohn einer DDR-Bürgerin gehört zu den Architekten einer neuen Gesinnungsdiktatur. Ruch und seine Mitstreiter wollen die Gunst der Stunde nutzen, um aus dem linken Zeitgeist eine Gedankenfestung für die Ewigkeit zu erbauen. Dazu bedarf es der Entfernung aller Andersdenkenden und der Ausrottung des Denkens an sich. Daß das vermeintliche Künstlerkollektiv nun sagt, die Seite wäre von Anfang an nur eine Falle gewesen, um über die Suchfunktion an die Daten von Menschen zu kommen, die Angst hatten, auf dem Pranger bloß gestellt zu werden, macht die Sache fast noch perfider.

Mit Satire hat die Aktion nichts zu tun

Viele etablierte Medien sahen das schon von Anfang an nicht so kritisch. Im Gegenteil. Spiegel Online ist die Stimmung in Deutschland gar noch nicht links genug, beziehungsweise schon viel zu rechts; und feierte den Pranger als kreative Aktion gegen den Umsturz. Andere Medien schwadronierten darüber, ob die Aktion künstlerisch wertvoll oder gelungene Satire sei. Wenn Kunst wirklich von Können kommt, hätten die Künstler vom „Zentrum für Politische Schönheit“ zumindest ihr Handwerk als Denunzianten merkelich gelernt.

Eine gelungene Satire war der Online-Pranger in keinem Fall. Zwar soll einem bei einer solchen das Lachen auch schon einmal im Halse stecken bleiben, aber andere Menschen arbeitslos machen zu wollen und ihnen mit sozialer Vernichtung zu drohen, kann allenfalls lustig finden, wer in einer stinkenden Blase unter ausnahmslos Gleichgesinnten lebt und sein eigenes Einkommen aus Sozialleistungen bezieht.

Das Zentrum behauptet nun, ihm sei es in den vergangenen drei Tagen gelungen, durch die Suchanfragen der rund 2,5 Millionen Besucher der Homepage ein sogenanntes „Netzwerk Chemnitz“ aufzudecken. 2,5 Millionen mutmaßliche neue Nazis. Da lacht das Denunzianten-Herz und hat das Wort „mutmaßlich“ innerlich bereits gestrichen.

Ruch will im Konzert der Großen mitspielen

Philipp Ruch sagt, seine wild abgefischten Daten seien „das „Relevanteste, was es in Sachen Rechtsextremismus in Deutschland aktuell gäbe“. Zumindest in der Selbstwahrnehmung ist Ruch schon ein ganz Großer. Er fühlt sich bereits mindestens auf Augenhöhe mit dem Bundesinnenminister, den er zu einem informellen Gespräch auf einen Kaffee eingeladen hat. Fast schon bescheiden für einen so großen Staats- und Stasi-2.0-Künstler. Vielleicht wäre eine Einladung an die Kanzlerin angebrachter. Die würde wohl auch lieber kommen.

Der Leiter des Zentrums für Politische Schönheit, Philipp Ruch (Archivbild) Foto: picture alliance/Geisler-Fotopress
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