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Bernd Zimniok, Demografie, Massenmigration

Finanzkrise: Der nächste Crash kommt

Finanzkrise: Der nächste Crash kommt

Finanzkrise: Der nächste Crash kommt

Finanzcrash
Finanzcrash
New York im September 2008: Ein Mitarbeiter eines Börsenhändlers nach Bekanntwerden der Lehman-Pleite an der Wall Street Foto: picture alliance/epa-Bildfunk
Finanzkrise
 

Der nächste Crash kommt

Vor zehn Jahren erschütterte die Finanzkrise die Weltwirtschaft – seitdem ist nichts besser geworden. Die Schulden der Staaten, Unternehmen und Privathaushalte wachsen weiter. Die Welt steht vor einer neuen Finanzkrise. Anders als beim letzten Mal wird sich dieses Mal die Systemfrage stellen. Ein Kommentar von Max Otte.
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Am 15. September 2008 mußte die US-Investmentbank Lehman Brothers Insolvenz anmelden. Das Institut hatte sich mit faulen Immobilienkrediten, sogenannten Subprime-Papieren, und Derivaten verzockt. In der Folge wollte keine Bank einer anderen mehr Geld leihen. Nur durch eine nie zuvor dagewesene Infusion von Liquidität konnten die Notenbanken den Kollaps der Finanzmärkte vermeiden.

Dabei kam die Finanzkrise alles andere als überraschend. Bereits im Sommer 2007 mußten zwei Hedgefonds der US-Investmentbank Bear Stearns, die im Subprime-Sektor aktiv waren, liquidiert werden. Aber schon 2005 war der Immobilienmarkt in den USA in eine manische Phase eingetreten. Weil Immobilien eine sehr große Vermögensklasse sind, drohte ein Platzen dieser Blase massive Konsequenzen zu haben. Im Herbst 2006 veröffentlichte ich deswegen im Econ-Verlag „Der Crash kommt“.

Der Crash kam und wurde von den Notenbanken mit extrem viel Liquidität, niedrigen Zinsen und Zwangsmaßnahmen bekämpft. Jedoch: Was bestenfalls zur Stabilisierung eines akut gefährdeten Patienten gedient hätte, ist zur Dauerlösung geworden. Immer absurdere Maßnahmen führten die Notenbanken und Regierungen der Industrienationen durch: Niedrigzinsen, dann sogar Negativ- oder besser Strafzinsen, die mittlerweile auch private Sparer erreicht haben.

Marktwirtschaft sieht anders aus

Notenbanken kaufen Unternehmensanleihen und greifen damit marktverzerrend in den Kapitalmarkt zugunsten der großen Konzerne und zu Lasten des Mittelstands ein. Auf die Finanzkrise folgte die Eurokrise. Notfonds wurden geschnürt, ganze Länder wie Griechenland durch internationale Staatskredite für Jahre vom Kapitalmarkt genommen. Marktwirtschaft sieht anders aus.

Der Westen befindet sich in einer Phase der zunehmenden Zwangswirtschaft. Ganz sanft drängt sich der Vergleich mit der Spätphase der DDR auf. Zum Beispiel wird ein massiver Krieg gegen das Bargeld gestartet, der mit Propaganda und Zwangsmaßnahmen durchgeführt wird. Ohne Bargeld werden wir zu Geiseln der Banken, können besser enteignet und überwacht werden. Da bestehen griechische und italienische Banken sogenannte „Streßtests“ der Europäischen Zentralbank, obwohl sie im freien Markt längst nicht mehr existieren würden.

Da erreichen die Target-II-Salden bei der Europäischen Zentralbank im Sommer 2018 einen neuen Höchststand. Der Süden ist mit über einer Billion Euro im Norden verschuldet. Dieses Geld kommt realistischerweise nur zu einem kleinen Teil zurück, wenn überhaupt.

Immer wieder dieselbe falsche Medizin

Auf der ganzen Welt wachsen die Schulden der Staaten, Unternehmen und Privathaushalte weiter. Mittlerweile sind es 247 Billionen Dollar oder 318 Prozent der Weltwirtschaftsleistung. Am stärksten sind die Schulden der Staaten gestiegen. Das meiste ging für Rettungsaktionen drauf und wurde nicht sinnvoll investiert. Auch die Schulden des Unternehmenssektors legten deutlich zu. Leider sind die Mittel nicht in reale Investitionen geflossen, sondern in Financial Engineering, also zum Beispiel Aktienrückkäufe.

Die Schuldenexplosion hat eine dramatische Vermögensumverteilung ermöglicht. Normalbürger sehen bei Niedrig- oder Negativzinsen ihre Kontoguthaben und Lebensversicherungen dahinschmelzen, Vermögende können billig Kredite aufnehmen und damit Vermögenswerte erwerben. Als Folge schrumpft die Mittelschicht, wohingegen das Vermögen und die Zahl der Superreichen explosionsartig steigen. Selbst die als nicht besonders sozialistisch bekannte OECD warnt, daß dadurch der gesellschaftliche Zusammenhalt gefährdet wird. Der Dramatiker Ayad Akhtar spricht über eine neue Form der Schuldknechtschaft.

Die Welt steht vor einer neuen Finanzkrise. Anders als beim letzten Mal wird sich dieses Mal die Systemfrage stellen. Ich erwarte das Beben noch in der Amtszeit von Donald Trump bis Ende 2020. Obwohl Trump die Krise nicht verursacht hat, wird man ihn schuldig sprechen. Seit dem Crash von 1987, den ich als Praktikant auf dem Parkett der Frankfurter Börse miterlebte, haben wir immer wieder dieselbe falsche Medizin angewendet: Zinssenkungen und Liquidität, Liquidität, Liquidität.

Es kann politisch häßlich werden

Letztlich wird es eine Mischung aus Inflation, Steuererhöhungen, Schuldenschnitten und Wachstum sein, welche die Sache wieder ins Lot bringt. Und es wird länger als drei Jahre dauern. Es kann auch politisch häßlich werden. Nur als Randbemerkung: Der Zweite Weltkrieg begann zehn Jahre nach dem Crash von 1929.

Wie bereiten Sie sich auf die nächste Krise vor? Immer wieder werde ich nach dem möglichen Ablauf, dem „Drehbuch“ gefragt. Aber das wird es nicht geben. Jede Situation ist anders, der Verlauf der Krise hängt von vielen Faktoren ab. Tatsache ist, daß viel Geldvermögen vernichtet werden wird, sei es durch die neuen Bail-in-Regeln der Europäischen Union, die den Zugriff auf Kontoguthaben erlauben, sei es durch Negativzinsen und finanzielle Repression, sei es durch Insolvenzen.

„In einer Welt voller Schulden ist es keine gute Idee, zu den Gläubigern, also den Inhabern von Geldforderungen zu gehören“, wie der von mir geschätzte Daniel Stelter schreibt. Dazu gehören Lebensversicherungen, Renten und Kontoguthaben. Statt dessen sind Sachwerte für den Vermögenserhalt wichtig, allerdings in guter Streuung: Aktien und Aktienfonds, Immobilien, Edelmetalle. Insbesondere auf den Aktienmärkten sind wir, anders als bei den Immobilien, noch deutlich von einer Blase entfernt.

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Prof. Dr. Max Otte, Jahrgang 1964, ist Gründer des IFVE-Instituts für Vermögensentwicklung in Köln sowie Berater des Max Otte Vermögensbildungsfonds (WKN: A1J3AM).

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New York im September 2008: Ein Mitarbeiter eines Börsenhändlers nach Bekanntwerden der Lehman-Pleite an der Wall Street Foto: picture alliance/epa-Bildfunk
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