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Nantes: Bretonische Skizzen III

Nantes: Bretonische Skizzen III

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Nantes: Afrikanischstämmige Demonstranten stehen vor einem abgebrannten Auto Foto: picture alliance / AP Photo
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Bretonische Skizzen III

Nantes hat eine harte Woche hinter sich. Vier Nächte lang erlebte die historische Hauptstadt der Bretagne Ausschreitungen. Offenbar sind die Beteiligten mehrheitlich arabischer und afrikanischer Herkunft. Die Sicherheitskräfte haben kaum eine Handhabe. Der Besuch von hochrangigen Politikern wird deshalb mit Hohn und Spott quittiert. Von Karlheinz Weißmann.
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Nantes hat eine harte Woche hinter sich. Vier Nächte lang erlebte die historische Hauptstadt der Bretagne Ausschreitungen. Dutzende Fahrzeuge wurden verbrannt – auch der Wagen der sozialistischen Bürgermeisterin –, öffentliche Gebäude, Geschäfte und Polizeiposten mit Molotowcocktails und Steinen angegriffen, die Feuerwehr stand ununterbrochen im Einsatz. Auslöser war der Tod des 22 Jahre alten Aboubakar Fofana, der am vergangenen Dienstag bei einer Kontrolle durch einen Beamten der Bereitschaftspolizei CRS getötet wurde.

Die anfängliche Behauptung des Polizisten, er habe den Schuß in Notwehr abgegeben, wurde mittlerweile zurückgenommen, was die Empörung vor allem der Jugendlichen in den „problematischen“, „schwierigen“, „heiklen“ Vierteln von Nantes anstachelte. Daß „einer der ihren“ von den „Mörderbanden“ des Staates liquidiert wurde, erklärt auch den Charakter der Ausschreitungen als „ethnische Unruhen“.

Offenbar sind die Beteiligten mehrheitlich arabischer und afrikanischer Herkunft. Ihre Aktionen wurden indes von der extremen Linken logistisch und propagandistisch unterstützt. Vor allem die Zellen der „Antifa“ sahen in den Gewaltakten eine Möglichkeit, die Revolution im Kleinen voranzutreiben. Die Sicherheitskräfte hatten dagegen kaum eine Handhabe, da ihnen strikte Zurückhaltung befohlen wurde.

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Kontrollverlust ungeahnten Ausmaßes

Mit Hohn und Spott quittierte man deshalb in den Sozialen Medien von links wie von rechts den Kurzbesuch François de Rugys, des Präsidenten der Nationalversammlung, der sich sehr rasch wieder aus dem Einsatzgebiet zurückzog, obwohl er gerade noch behauptet hatte, daß es keine Gegend der Republik geben dürfe, in die sich die Polizei nicht traue.

Die Wahrnehmung, daß es solche Gegenden nicht nur gebe, sondern der Kontrollverlust mittlerweile ein ungeahntes Ausmaß erreicht hat, wurde dem französischen Parlament unlängst drastisch vor Augen geführt, als zwei bürgerliche Abgeordnete berichteten, daß sich im Departement Seine-Saint-Dénis mittlerweile 150.000 bis 400.000 illegale Zuwanderer aufhalten, was zwischen acht und 20 Prozent der Bevölkerung des Verwaltungsbereichs ausmache.

Faktisch liegen den Behörden keine genaueren Zahlen vor, zumal die französischen Gesetze Erhebungen im Hinblick auf die ethnische Herkunft oder Religion verbieten. Aber an Hand der Haushaltsdaten läßt sich ausmachen, daß fast doppelt so viele Einwohner von Seine-Saint-Dénis wie in der benachbarten Ile-de-France als arm zu gelten haben, doppelt so viele Sozialhilfe erhalten und vierzig Prozent in problematischen Gegenden wohnen. Angesichts dessen verwundert kaum, daß sich die Zahl der registrierten Delikte in den letzten drei Jahren um 10 Prozent erhöht hat und die Gerichte notorisch überlastet sind.

Investitionen mit wenig Erfolg

Seit den Unruhen in den banlieues von 2005 hat der französische Staat hohe Beträge investiert, um die „verlorenen Gebiete der Republik“ zurückerobern, damit aber nur wenig Erfolg gehabt. Was auch am immer weiter fortdauernden Zustrom von Menschen liegt, die zum Beispiel nach Seine-Saint-Dénis kommen. Schulklassen, in denen nicht einmal die Hälfte der Kinder Französisch spricht, sind keine Seltenheit. Weder materielle noch pädagogische Hilfe können verhindern, daß selbst die Abiturienten dieses Departements gegenüber denen aus anderen Teilen des Landes deutlich abfallen und kaum Chancen haben, eine renommiertere Universität zu besuchen.

Verglichen damit erscheint die Situation in der Bretagne fast idyllisch, wenngleich seine größeren Städte – Brest, Lorient und Rennes – ihre eigenen Probleme mit Migrationswurzeln haben, und in kleineren – Saint-Brieuc etwa – immer wieder Konflikte mit Banden „unbegleiteter Jugendlicher“ auftreten. Regelmäßig berichtet darüber eine der interessantesten unabhängigen Stimmen des Landes: breizh-info.

Dort hat man auch Renaud Camus noch einmal zu Wort kommen lassen, den Verfasser von „Le Grand Remplacement“ – „Der große Austausch“. Konfrontiert mit der Behauptung, daß ein solcher „Austausch“ gar nicht stattfinde, sondern eine typische Verschwörungstheorie der Rechten sei, antwortete Camus, man solle sich von den öffentlich bestallten Demographen und Politologen und den Beschwichtigern des linken wie des liberalen Lagers nichts vormachen lassen. Was sich vollziehe, beurteile man am besten, indem man einen Blick auf „die öffentlichen Parks, die Sandkisten, die Straßen, die Grundschulen und die Geburtsanzeigen der Zeitungen“ werfe.

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Teil eins der Bretonischen Skizzen lesen Sie hier.

Zum zweiten Teil geht’s hier.

Nantes: Afrikanischstämmige Demonstranten stehen vor einem abgebrannten Auto Foto: picture alliance / AP Photo
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