BERLIN. Immer mehr abgelehnte Asylbewerber gehen in letzter Minute gegen ihre Abschiebung vor. Im vergangenen Jahr sind rund doppelt so viele Rückführungen per Flugzeug abgebrochen worden wie 2016, berichtet die Neue Osnabrücker Zeitung unter Berufung auf eine Anfrage der Linkspartei an die Bundesregierung.
2017 scheiterten demnach 981 Abschiebungen. Im Vorjahr waren es 502. Der Großteil der mißlungenen Ausführungen lag an Widerstandshandlungen (525), deren Fälle sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelten. Bei den Betroffenen handelte es sich meist um Eritreer (61), Marokkaner (49) oder Somalier (47).
In 111 Fällen meldeten sich Asylbewerber krank, was einem Zuwachs von 50 Prozent entspricht. Bei 314 Abschiebungen weigerten sich Piloten oder die Flugzeugbesatzung (plus 126 Prozent). In 31 Fällen verweigerten die Herkunftsländer die Aufnahme.
Zahl der Abschiebungen sinkt
Im gleichen Zeitraum ist die Zahl der Abschiebungen insgesamt gesunken. Im Vorjahr wurden 23.966 Asylbewerber in ihre Heimatländer zurückgebracht. Dies waren 5,6 Prozent weniger als 2016. Zudem sind auch deutlich weniger Asylbewerber freiwillig in ihre Herkunftsländer zurückgekehrt. Laut Bundesinnenministerium reisten 29.587 Menschen über das Bund-Länder-Förderprogramm Reag/Garp aus. 2106 waren es 45 Prozent (54.000 Personen) mehr.
Die Bundesregierung erklärte den Rückgang der Abschiebungen mit einem Sondereffekt, wonach 2016 besonders viele Einwanderer in die Balkan-Staaten zurückgebracht worden seien. (ls)