LOS ANGELES. Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller (SPD), könnte bald auf der vom Simon-Wiesenthal-Zentrum herausgegebenen Liste der zehn schlimmsten Antisemiten der Welt stehen. Das deutete dessen stellvertretender Vorsitzende, der Rabbiner Abraham Cooper, gegenüber der Jerusalem Post an.
Für Cooper gibt es zwei Gründe, warum Müller es „theoretisch auf die Liste schaffen könnte“, die die Organisation jährlich veröffentlicht. Berlin sei eine Brutstätte antisemitischer Aktivitäten. Dies habe sich unter anderem am diesjährigen Al-Quds-Tag gezeigt, als mehrere hundert Moslems – darunter Anhänger der radikalislamischen Hizbollah – auf den Straßen der Stadt die Auslöschung Israels forderten.
Vorwurf: Schweigen gegenüber BDS
Müller habe weder versucht, diese Demonstration zu verbieten noch sich von ihr distanziert. „Der Berliner Bürgermeister befähigt Hizbollah-Terroristen“, sagte Cooper damals. Auch die israelische Botschaft in Berlin kritisierte Müller dafür scharf.
Außerdem unternehme der Sozialdemokrat nichts gegen die Bewegung BDS, die zum Boykott israelischer Produkte und Organisationen aufruft, während andere deutsche Großstädte wie München und Frankfurt dagegen vorgingen. Durch Müllers Nichtstun gelange BDS in den Mainstream der Gesellschaft, so der Vorwurf Coopers.
Zuletzt fiel Müller durch sein Schweigen gegenüber einer Boykottkampagne der BDS-Organisation gegen das Berliner Pop-Kultur-Festival auf. Der Aufruf entzündete sich an einer dort teilnehmenden israelischen Künstlerin, die einen Reisekostenzuschuß von 500 Euro von der israelischen Botschaft erhalten hatte. Dadurch tauchte diese als Unterstützerin auf der Homepage der Veranstaltung auf. Für Schlagzeilen sorgte Müller, als er nach dem Weihnachtsmarktanschlag am Berliner Breitscheidplatz an einer gemeinsamen „Friedenskundgebung“ mit teils radikalen Moslems teilnahm.
Randalierer bei Veranstaltung mit Knessetabgeordneter in Berlin
Im Juni hatten BDS-Randalierer eine Veranstaltung mit der Knessetabgeordneten Aliza Lavie und einem Holocaustüberlebenden an der Humbold-Universität in Berlin gestört. Der Vorsitzende von Lavies Yesh-Atid-Fraktion, Yair Lapid, schrieb daraufhin Müller einen Brief, in dem er sowohl die Störung der Veranstaltung als auch die Islamisten-Demo zum Al Quds Tag, die in denselben Zeitraum fiel, beklagte. Nach Auskunft Lapids reagierte Müller darauf nicht. Auf der Liste der zehn schlimmsten Antisemiten beziehungsweise antisemitischen Organisationen, stand im Jahr 2012 auch Freitag-Verleger Jakob Augstein. Zwei Jahre zuvor setzte das Simon-Wiesenthal-Zentrum den früheren SPD-Politiker Thilo Sarrazin auf dieselbe Liste. (tb)