BERLIN. Der Großteil der Menschen mit Einwanderungshintergrund hat ein positives Deutschland-Bild. 82 Prozent der Menschen mit ausländischen Wurzeln stimmten der Aussage zu „Ich liebe Deutschland“. Bei den Deutschen ohne Einwanderungshintergrund waren es 85,6 Prozent, ergaben zwei Studien, die von der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung, Aydan Özoguz (SPD), am Dienstag in Berlin vorgestellt wurden.
Für das Gefühl des „Deutschseins“ entscheidend sei demnach das Beherrschen der deutschen Sprache, die deutsche Staatszugehörigkeit und ein fester Arbeitsplatz. Abstammung und Geburtsort seien weniger wichtig.
Dagegen spielte die Religionszugehörigkeit eine größere Rolle. Vor allem Moslems der ersten Einwanderergeneration fühlten sich der deutschen Gesellschaft mit 70 Prozent deutlich weniger zugehörig als Zuwanderer christlichen Glaubens (rund 91 Prozent). 26 Prozent der türkischstämmigen Einwanderer sehen sich nicht als Teil der deutschen Gesellschaft.
Abkehr von völkischem Verständnis
Die Studienergebnisse belegten die Abkehr von einem völkischen Verständnis des „Deutschseins“, betonte Özoguz. Trotz religiöser und kultureller Unterschiede gebe es eine „gefühlte Einheit“ der Bevölkerung in Deutschland. „Auf dieser Grundlage können und müssen wir weiter an diesem neuen deutschen ‘Wir’ arbeiten und sicherstellen, daß sich keine Gruppe ausgeschlossen fühlt“, sagte die Ministerin.
„Wir sollten kein Integrationsverständnis weiterführen, das sich an 16 Millionen Einwanderer richtet, wir brauchen vielmehr ein Integrationsverständnis für 81 Millionen Bürger“, forderte Özoguz. Dafür brauche es unter anderem eine stärkere gesellschaftliche und rechtliche Partizipation wie etwa die doppelte Staatsbürgerschaft. Es gehöre zur Wahrheit, daß viele Menschen seit Jahren Teil der Gesellschaft seien, politisch und rechtlich aber nicht dazugehörten.
Bei den Studien handelte es sich um eine Auswertung des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) sowie einer Erhebung des Berliner Instituts für empirische Integrations- und Migrationsforschung. (ls)