BRÜSSEL. In den belgischen Streitkräften stehen mindestens sechzig Soldaten unter Verdacht, islamistischen Strömungen anzuhängen. Das ergab eine interne Untersuchung, aus der das Nachrichtenblatt Elsevier berichtet. Demnach seien 55 Manschaftsdienstgrade und fünf Unteroffiziere ihren Vorgesetzten aufgefallen und gemeldet worden. Die Männer seien nicht im bewaffneten Einsatz, heißt es im Bericht.
Derzeit stünden die Soldaten unter Beobachtung des Militärgeheimdienstes, sagte Belgiens Verteidigungsminister Steven Vandeput. Eine Entlassung sei aber nicht geplant. „Die Armee ist ein Spiegelbild der Gesellschaft“, verteidigte Vandeput den Verbleib der Verdächtigen in den Streitkräften. „Ein Merkmal unserer westlichen Gesellschaft ist die Meinungsfreiheit. Diesem Wert können wir nicht die Tür zeigen.“
Grenze zwischen wahren Islam und Extremismus?
Die belgische Verfassung garantiere Religionsfreiheit, auch in der Armee, betonte der Verteidigungsminister. Allerdings sei „die Grenze zwischen einer wahren, strenge Auslegung des Islam und zum Radikalismus oder Extremismus“ sehr schwierig zu bestimmen, räumte Vandeput ein. Aufgefallen waren die Männer, als im vergangenen Jahr dazu aufgerufen wurde, verdächtige Äußerungen zu melden.
Kritik kam von der Vizechefin des Vlaams Belang, Barbara Pass. „Ich bin leider nicht überrascht, daß nach Jahren der Toleranz moslemische Extremisten überall sein können“, sagte sie der Zeitung. Es sei aber schon erstaunlich, „daß es so viele von ihnen sind“, die in sensiblen Bereichen tätig seien. Insgesamt umfassen die belgischen Streitkräfte etwas mehr als 30.000 Soldaten. (FA)