BONN. Altkanzler Helmut Kohl (CDU) hat die deutsche Asylpolitik scharf kritisiert. Im Vorwort für die ungarische Ausgabe seines Buchs „Aus Sorge um Europa“ schreibt Kohl: „Europa kann nicht zur neuen Heimat für Millionen Menschen weltweit in Not werden.“
Die ungarische Übersetzung des 2014 veröffentlichten Buchs erschien kurz vor dem für Dienstag geplanten Treffen zwischen Kohl und Ungarns Ministerpräsidenten Viktor Orbán, berichtete der Tagesspiegel am Sonntag. Die Lösung für das Flüchtlingsproblem liege „in den betroffenen Regionen“, mahnt Kohl. Europa könne nur Hilfe zur Selbsthilfe leisten. „Wir sollten weder bei unseren Bürgern noch bei den Flüchtlingen falsche Erwartungen wecken.“
Kohl plädiert für mehr Verläßlichkeit, Vertrauen und Gemeinsamkeit in der EU. „Einsame Entscheidungen, so begründet sie dem einzelnen erscheinen mögen, und nationale Alleingänge müssen der Vergangenheit angehören“, heißt es im Text des Altkanzlers, der Orbán in seinem Haus in Oggersheim empfangen will. Ungarns Ministerpräsident gilt als einer der schärfsten Kritiker von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) in der Asylkrise. (mv)