DES MOINES. Klarheit sieht anders aus. Die erste Vorwahl von Republikanern und Demokraten in den Vereinigten Staaten haben mehr Fragen aufgeworfen, als sie beantworten. Bei den Republikanern setzte sich Ted Cruz mit 27,6 Prozent gegen Donald Trump (24,3 Prozent) und Marco Rubio (23,1 Prozent) durch. Bei den Demokraten siegte Hillary Clinton mit 49,9 Prozent knapp gegen Bernie Sanders, der 49,6 Prozent erreichte. Was bedeutet das nun für die aussichtsreichen Kandidaten? Eine JF-Kurzanalyse.
Republikaner
Rückschlag für Donald Trump. Der Milliardär hatte die Umfragen in Iowa lange angeführt und wurde nun überraschend auf den zweiten Platz verwiesen. Aus dem Rennen ist der Exzentriker allerdings noch lange nicht. Bei den kommenden Vorwahlen in New Hampshire und South Carolina liegt er deutlicher in Führung. Viel hängt für ihn nun davon ab, welcher der abgeschlagenen Kandidaten sich für ihn ausspricht. Der von ihm angekündigte Durchmarsch allerdings blieb aus.
Eigentlich ist der Erfolg für Ted Cruz keine so große Überraschung. Iowa hat eine große Anzahl evangelikaler Wähler. Sie gehören zur sicheren Wählerbasis für den unausgesprochenen Tea-Party-Kandidaten. Weniger Steuern, weniger Staat, scharfe Einwanderungsregeln. Cruz nahmen die Wähler das eher ab als Trump und Rubio. Sein Wahlkampfaufwand war allerdings immens. Durch alle 99 Bezirke Iowas reiste der texanische Senator. Sollte er in New Hampshire hinter Trump auf Platz zwei landen, dürften seine Chancen steigen.
Marco Rubio ist wohl der Traumkandidat der republikanischen Parteiführung. Er spricht mit Bedacht und vermeidet allzu radikale Äußerungen. Er ist der Kandidat der pragmatischen Konservativen und dürfte am ehesten in der Lage sein, unabhängige Wähler zu gewinnen. In der hitzigen Atmosphäre der von Trump dominierten Debatte ist sein dritter Platz mehr als ein Achtungserfolg. Viel hängt für ihn davon ab, wann seine chancenlosen Mitbewerber aussteigen. Laut Umfragen hätte er die größten Chancen, Clinton landesweit zu schlagen.
Demokraten
Hillary Clinton galt seit Jahren als die natürliche Nachfolgerin der Demokraten auf Barack Obama. Daß sie sich nur sehr knapp gegen den selbsternannten Sozialisten Sanders durchsetzen konnte, wirkt allerdings dramatischer, als es ist. Sanders Wähler sind weiß, jung und haben starke Vorbehalte gegen die politische Elite in Washington. In New Hampshire liegt Clinton mit mehr als 15 Prozentpunkten hinter Sanders. Danach allerdings läuft fast alles auf sie zu.
Bernie Sanders? Gestartet als Außenseiter, gelang es dem Senator aus Vermont, sich professionell in Szene zu setzen. Erst Anfang November trat Sanders den Demokraten bei und macht Clinton seitdem das Leben schwer. In Neuengland stehen seine Chancen gut, in Kalifornien auch. Die konservativen Südstaaten-Demokraten allerdings dürften ihn durchfallen lassen. Sanders wird wahrscheinlich dennoch lange durchhalten und sich als Gegenpart zur „Big-Business“-Kandidaten Clinton präsentieren.