Deutschland dominiert Europa. Bayern zerschmettert die Römer im eigenen Stadion, nahe des Kolosseums per Ball 1:7. Gelsenkirchen kujoniert Lissabon mit vier Treffen gegen drei und gestern wackelte in Konstantinopel, ähh Istanbul, die Hagia Sophia bedrohlich, als Dortmund die Türken mit vier Treffern gegen null Treffer Mores am Bosporus lehrte. Die Liga der Besten in Europa führt derzeit Deutschland an.
Nicht nur im Fußball. Ohne Deutschland wäre Europa auf dem Stand einer Region, die wirtschaftlich und finanziell zerbröseln würde, wie ein vermoderter Eichenstamm, der jahrelang auf feuchtem Waldboden kümmerte. Nun ist Fußball aber etwas ganz anderes, als das politische Tagesgeschäft. Das gibt es ja angeblich auch noch. Allerdings längst außerhalb von Berlin, Hamburg oder München, sondern es wird aktuell in Brüssel abgewickelt – der Stadt der Reichen und Schönen unterm Glaspalast.
Kein Platz für solche Geldprotze aus Germanien
Nur wenige Stunden vor dem deutschen Ball-Triumph von Istanbul wurde Jean-Claude Juncker mit 423 Stimmen zum Triumphator. 27 Kommissare, die der neue EU-Chef zur Wahl stellte, wurden mit eben dieser Stimmenzahl gewählt. 209 stimmten dagegen, 67 wußten nicht, ob sie dafür oder dagegen sind und enthielten sich. Nach der Wahl hielt Juncker seine Rede in französischer Sprache. Obwohl Deutsch die meistgesprochene Sprache in Europa ist, Juncker selbst perfekt Deutsch spricht.
Aufgeregt hat sich darüber niemand aus Deutschland oder Österreich. Und wenn, dann lediglich unter der Bettdecke, daß es ja niemand hören möge. Ein Vizepräsident des europäischen Zahlemannes, Deutschland, ist künftig auch nicht an Junckers Seite. Kein Platz für solche Geldprotze aus Germanien. Dafür will die Juncker-EU 300 Milliarden Euro für Wirtschaftswachstum versenden. Woher das Geld wohl kommen mag? Aus Italien? Aus Portugal? Nee, die haben nicht nur beim Fußball vergeigt, sondern auch beim Wirtschaften. Die sind so blank wie ein Euro-Stück, frisch aus der Münzpresse.
Für Haushalt, Personal und als Vizepräsidentin, Quote sei Dank, wird eine Frau (61) aus Bulgarien künftig über die Moneten, also hauptsächlich deutsches Geld, der EU entscheiden. Klar, Bulgarien weiß, wie man jahrzehntelang ohne eigenes Geld auskommt, Defizite unters Kopfkissen schiebt und hofft, daß niemand es aufschütteln möge. Ein französischer Sozialist (57) zeichnet ab November verantwortlich für Wirtschaft, Finanzen, Steuern und Zoll.
Gebückter Kotau
Ist doch logisch, daß wir uns von französischen Sozialisten, künftig erklären lassen, wie wir Europas kranke Wirtschaft auf Vordermann bringen. Einfach nicht mehr soviel exportieren. Das versaut nämlich die Norm. Es gibt nun auch einen Kommissar (43) für „sozialen Dialog“. Was immer das sein mag. Vielleicht ist er zuständig für interkulturelle Gespräche zwischen Harz- IV-Empfängern und illegalen Einwanderern. Der Mann kommt aus Lettland.
Europas Zahlemann und Fußballweltmeister bekommt übrigens auch einen Posten. Günther Oettinger (61), von Stuttgart nach Brüssel entsorgt, darf ab November mitreden, wenn es um digitale Wirtschaft geht. Wahrlich eine Schlüsselposition für den profunden Kenner der englischen Sprache! Nach der Wahl umtänzelte schließlich noch der Deutsche, Martin Schulz (58, Sozialist), immerhin Parlamentspräsident, der aber kaum was zu melden hat, den Jean-Claude mit gebeugter Haltung, streichelte dessen Schultern, umarmte den „schwarzen“ politischen „Rivalen“ grinste dabei devot.
Die Körpersprache von Schulz drückt aus, wie es um Deutschland innerhalb der EU steht. Gebückter Kotau. Schade, daß Fußball so wenig mit Politik zu tun hat. Dabei sind wir bereits Welt- und nicht nur Europameister. Der belgische Klub Anderlecht flog zu Hause übrigens gegen London (1:2) raus. England hat wohl auch die Nase voll von Brüssel in Belgien.