BERLIN. Nach dem Anschlag auf das Jüdische Museum in Brüssel haben deutsche Sicherheitsexperten vor der Gefahr islamistischer Einzeltäter auch in der Bundesrepublik gewarnt. Die Zahl gewaltbereiter Islamisten steige rasant, sagte der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, dem Handelsblatt.
Dies sei nicht zuletzt auf die Salafisten-Szene zurückzuführen. In Deutschland müsse mit mehr als 2.000 gewaltbereiten Islamisten gerechnet werden. Viele von ihnen hätten gezeigt, „daß Gewalt zum festen Bestandteil ihrer Strategie zur Durchsetzung ihrer Ziele gehört und auch und gerade vor staatlichen Institutionen und Vertretern nicht halt macht“.
Bei dem Anschlag auf das Jüdische Museum in Brüssel waren Ende Mai vier Menschen getötet worden. Der Täter war in das Gebäude eingedrungen und hatte um sich geschossen. Zu den Opfern gehörten ein Paar aus Israel und eine Französin. Ein angeschossener Mitarbeiter des Museums erlag später seinen Verletzungen.
„Tickende Zeitbomben“
Vergangene Woche verhaftete die französische Polizei in Marseille einen Franzosen, der zuvor als sogenannter Dschihadist in Syrien gekämpft hatte. Er soll für die Tat verantwortlich sein. Die Ermittler fanden bei ihm Waffen und ein Bekennervideo. Es soll sich um einen Einzeltäter handeln, der sich selbst radikalisiert habe.
Von solchen Islamisten geht nach Ansicht des Terrorismusexperten Rolf Tophoven auch in Deutschland eine große Gefahr aus. Durch den Krieg in Syrien seien sie gut ausgebildet und kampferfahren. Wenn sie in ihre Heimatländer zurückkehrten, wären sie für die Sicherheitsbehörden „tickende Zeitbomben“, warnte Tophoven gegenüber dem Focus.
Laut Wendt sei es schwierig, solche potentiellen Einzeltäter gezielt zu überwachen, da die dauerhafte Beobachtung eines Einzelnen sehr personalintensiv und an strenge rechtliche Voraussetzungen geknüpft sei. (krk)