MÜNCHEN. Der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, hat islamische Militärgeistliche gefordert. „Wir brauchen muslimische Seelsorger in der Bundeswehr“, sagte er der Süddeutschen Zeitung. Über den Vorstoß des neuen Bundesinnenministers Thomas de Maizière (CDU), die Deutsche Islamkonferenz wiederzubeleben, zeigte sich Mazyek erfreut. „Wir begrüßen diese Offenheit.“
Die Islamkonferenz scheiterte unter de Maizières Amtsvorgänger Hans-Peter Friedrich (CSU). Dieser hatte versucht, die in der Islamkonferenz vertretenen Islamfunktionäre in ein deutsches Sicherheitskonzept einzubinden. Auch die Themen radikaler Islam und Terrorismus sollten behandelt werden. Die Verbände dagegen wollten über eine angebliche „Islamophobie“ der Deutschen sprechen. Als Friedrich sich weigerte, dieses Thema ins Zentrum zu rücken, boykottierte daraufhin die Mehrheit der islamischen Teilnehmer die Konferenz.
Boykott „bis ein anderer die Leitung übernimmt“
„Die konstruktiven Vorschläge des Zentralrats der Muslime in Deutschland fanden beim Innenministerium keinen Wiederhall“, begründete Mazyek damals seinen Austritt. Dies gelte vor allem für die Behandlung des Themas Islamfeindlichkeit, einer „ausgeprägten Form des Rassismus mit Demütigungen, Verleumdungen und Gewalt gegen Muslime“. Auch die Teilnahme von Islamkritikern beklagte der Zentralratsvorsitzende.
Die damalige Integrationsbeauftragte der SPD-Bundestagsfraktion, Aydan Oezoguz, hatte den Verbänden zu dieser Zeit empfohlen, eine Teilnahme an der Islamkonferenz solange ruhen zu lassen, „bis ein anderer die Leitung übernimmt“. In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung signalisierte de Maizière nun Gesprächsbereitschaft und lud die Islamfunktionäre ein, „um ihre Meinung zu hören“.
Aiman gab in dem Gespräch mit der SZ das Thema vor: „Es ist an der Zeit, über eine muslimische Beteiligung an Sozialeinrichtungen zu reden.“ Die Forderung nach islamischen Militärgeistlichen wurde von Mazyek bereits 2006 gegenüber dem Begründer der Islamkonferenz erhoben, dem damaligen Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU). Die Bundeswehr hatte die Pläne bisher abgelehnt, da nur sehr wenige Soldaten in den Streitkräften Moslems seien. (FA)