BONN. Der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner hat mit scharfen Worten die Abtreibungspraxis in Deutschland verurteilt. „Die acht Millionen in den letzten Jahrzehnten im Mutterleib getöteten Kinder lasten auf unserem kollektiven Gewissen“, stellte der Geistliche in einem Beitrag für die Beilage „Christ und Welt“ der Zeit fest.
Meisner zeigte sich „tief davon überzeugt“, daß die allgemeine Verunsicherung und Zukunftsangst der Deutschen „mit dem millionenfachen Tod der ungeborenen Kinder in diesem Land zu tun hat“. Mit jedem Tag werden in Deutschland „mehr als zehn Klassenzimmer ausgelöscht. Es ist der tägliche beschwiegene Super-Gau.“
Zukunft des Volkes in Frage gestellt
Die Liberalisierung des Paragraphen 218 habe unsere „Gesellschaft auf einen Weg in die Barbarei“ geführt. „Abtreibung ist kein Recht.“ Ein solches zu deklarieren und zu fordern sei die Pervertierung der Gesellschaft. „Man kann das Recht auf Leben nicht gegen das Recht auf Töten ausspielen.“
Verständnislos blickt Meisner auf die erregte Debatte um den deutschen Ausstieg aus der Atomenergie, während diese Frage „wie eine Grabesplatte auf unserem Bewußtsein“ liegt. „Aber wer um die Zukunft dieses Volkes besorgt ist, der sollte sich mehr um dieses Thema kümmern, als um die sogenannte Energiewende.“ (FA)