Die verrückteste Erklärung dafür, daß in Deutschland so wenige Kinder geboren werden, habe ich bisher von Ursula von der Leyen gehört. Schuld daran sei das Festhalten an den herkömmlichen Männer- und Frauenrollen, ließ sich die damalige Bundesfamilienministerin 2005 vernehmen. In den USA würden laut Umfragen 35 Prozent der Männer viel bis sehr viel im Haushalt und bei der Erziehung helfen; in Deutschland sei das dagegen eher seltener der Fall.
Eine „Veränderung in der Väter- und Männerrolle hin zu einem tatsächlich gleichberechtigten Partner“ sei daher „überfällig“. Das Wort „gleichberechtigt“ bedeutet vom Orwellschen ins Deutsche übersetzt natürlich: feministisch umgekrempelt. Es ist unglaublich, wie umverschämt sie mit solchen Sätzen mal eben allen Paaren, die an den traditionellen Rollen festhalten, eine fehlende Gleichberechtigung unterstellte.
Frauen können genauso gut prügeln, rülpsen und Fußball spielen
Und dann sagte von der Leyen zur Veränderung der Väter- und Männerrolle noch einen Satz, der wie eine Drohung klang und mit Sicherheit auch so gemeint war: „Männer, die dazu nicht bereit sind, werden keine Partnerin mehr finden.“ Um Männer besser zu der von ihr gewünschten Umerziehung zum neuen Menschen drängen zu können, hatte sie auch gleich eine Idee: Das Elterngeld sollte für zwei Monate daran gekoppelt werden, daß der Vater mindestens in dieser Zeit zu Hause bleibt.
Ein Journalist des Stern hatte aber dennoch das falsche Bewußtsein und einen ungefestigten Geschlechtsstandpunkt: „Arbeiten Sie an der Verhaustierung des Mannes?“, wollte er von der Ministerin wissen. Doch wenn man auf die sensiblen Punkte zu sprechen kommt, dann bekommt man von den „Toleranten“ und „Weltoffenen“ sehr schnell zu spüren, was sie unter dieser Toleranz und Offenheit verstehen: „An diesem Punkt rede ich nicht mehr weiter. Das ist zutiefst diskriminierend“, empörte sich von der Leyen. Die Wahrheit ist eben „zutiefst diskriminierend“ oder auch „überhaupt nicht hilfreich“ (A. Merkel).
Um diese „diskriminierenden“ Ansichten endlich aus der Welt zu schaffen, ließ sich die Politik eine ganze Menge von Maßnahmen einfallen, die uns eintrichtern sollten, daß das Wasser aufwärts fließt: Männer können genauso gut kochen und Schnittchen machen, Frauen können genauso gut prügeln, rülpsen und Fußball spielen. Jawohl. Im Übrigen sind Katzen blau, und Affen wohnen im Ozean.
„Jahrhunderte alte Stereotypen, die endlich aufknacken“
Doch der Stern-Interviewer blieb trotzdem ein Ewiggestriger. Mit Frauen verbinde man doch einen einfühlsamen, verständnisvollen und konzilianten Ton, mit Männern kühle Analyse und logisches Denken, meinte er. Von der Leyen antwortet nach dem Motto „vorwärts immer, rückwärts nimmer“: Die beschriebenen Zuschreibungen von Eigenschaften seien „Jahrhunderte alte Stereotypen, die endlich aufknacken“.
Das Einzige, was hier langsam aufknackt, sind radikalfeministische Lebenslügen. Denn nun zeigt eine aktuelle repräsentative Umfrage durch das Institut für Demoskopie Allensbach, daß die „Stereotypen“ immer mehr im Trend liegen. „Er macht Karriere, sie hütet die Kinder“, faßte Spiegel Online das Ergebnis der Studie in einer Überschrift zusammen. Nach der Untersuchung können sich nur 48 Prozent der Frauen und 40 Prozent der Männer vorstellen, daß der Mann beruflich kürzer tritt, um seiner Frau eine bessere Karriere zu gewährleisten.
1993 waren es noch 54 Prozent der Frauen und 47 Prozent der Männer. „Irritierend“ findet es Spiegel Online daher, daß nicht einmal die Hälfte der Frauen sich eine andere Rollenverteilung wünsche. Auch die Bereitschaft der Männer, halbtags zu arbeiten, damit ihre Partnerinnen überhaupt einem Beruf nachgehen können, ist leicht gesunken.
Irgendwann schlägt die Natur unerbittlich zurück
Und bevor hier jemand mit dem alten Vorwurf „an den Herd fesseln“ kommt: Das ist erstens oftmals gar nicht nötig, wenn nämlich die Frauen selbst gar keine Änderung der bewährten Geschlechterrollen anstreben. Außerdem: Natürlich kann es vorkommen, daß die Frau so viel verdient, dass der Mann zu hause bleiben kann. Aber das wird eben nie zum Normalfall werden, weil sich die Biologie nicht von Alice Schwarzer und Ursula von der Leyen umerziehen lässt.
Doch damit nicht zu viele Spiegel-Online-Leser die falschen Schlüsse ziehen, relativierte der Autor die Sache gleich: „Wie die Ergebnisse politisch zu werten sind, ist freilich Ansichtssache“, heißt es dort. Man könne diese nämlich auch als „Resignation in einem gesellschaftlichen Kampf“ sehen, in dem „Frauen es leid sind, immer wieder gegen gläserne Decken zu stoßen.“ Solche kritischen Interpretationen würde Spiegel Online freilich niemals in einem Bericht über Armuts- oder Rechtsextremismus-Studien bringen.
Angesichts der Zahlen ist nun endgültig klar: Ursula von der Leyens Traum vom neuen, feministischen Menschen ist geplatzt; jemand möge der CDU bitte mitteilen, daß sie ihr feministisches Umerziehungslager wieder dicht machen kann. Männer, die an ihrer natürlichen Bestimmung als Beschützer und Ernährer festhalten, sind hier offenbar nicht Diejenigen, die keine Partnerin mehr finden werden. Sie können ganz gelassen bleiben. Zwar ist es eine Lieblingsbeschäftigung deutscher Politiker, in der Biologie und den Naturgesetzen herumzupfuschen. Doch irgendwann schlägt die Natur unerbittlich zurück.