Den „Makel des Völkischen“ wittert Christina Röschlein, wenn sie an ihr Arbeitsumfeld im fränkischen Fürth denkt. Dort leitet die junge Bachelor-Absolventin seit 2013 die „Volksbücherei“, eine 1904 von der Stiftung eines reichen Fürther Bürgers gegründete Institution. Weil der Begriff „Volk“ im Nationalsozialismus „rassistisch belastet“ worden sei, wie Röschlein in den Nürnberger Nachrichten vergangenen Freitag aufklärt, wäre eine Änderung des Namens in „Stadtbücherei“ angebracht. Das würde außerdem den „innovativen Charakter“ des Hauses betonen und gleichzeitig bildungsbeflissenen „Neubürgern“ erleichtern, endlich den Weg in ihr Bücherreich zu finden, preist die Bibliothekarin ganz opportun die neue Win-win-Situation.
Bei Fürths Bürgermeister Markus Braun und Kulturreferentin Elisabeth Reichert (beide SPD) fiel dieser Vorschlag sofort auf fruchtbare Erde. Sie fordern nun den städtischen Verwaltungsausschuß auf, den Weg zur Umbenennung freizumachen. Einspruch meldet lediglich noch ihr Genosse Günter Witzsch an: Bei seinem Gespräch mit der jüdischen Familie des Stifters sei „ein Wunsch nach Umbenennung nicht andeutungsweise zum Ausdruck gekommen“, begründet der SPD-Stadtrat listig.