BERLIN. Die Mehrzahl der Corona-Patienten auf deutschen Intensivstationen ist nicht gegen das Virus geimpft. Von den 8.912 Fällen waren mit 5.521 (62 Prozent) fast zwei Drittel ungeimpft, teilten das Robert-Koch-Institut (RKI) und die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) am Donnerstag mit.
856 Fälle (9,6 Prozent) betrafen Personen mit einem unvollständigen Impfschutz. Der Anteil der Vollimmunisierten machte mehr als ein Viertel (28,4 Prozent, 2.535 Fälle) aus. Davon hatten etwas weniger als sechs Prozent eine Auffrischungsimpfung. Die Daten beziehen sich auf 8.912 Covid-19-Fälle zwischen dem 14. Dezember 2021 und dem 12. Januar 2022. Dies waren etwa 90 Prozent aller in diesem Zeitraum übermittelten Fälle.
Der Impfstatus von Corona-Patienten auf Intensivstationen war Mitte Dezember erstmals systematisch erfaßt worden. Zuvor gab es keine entsprechenden, deutschlandweiten Daten. RKI und Divi zeigten sich in ihrer bisherigen Einschätzung bestätigt, wonach die Mehrzahl der Patienten nicht-geimpft sei. In Deutschland sind Stand Donnerstag 72,3 Prozent der gesamten Bevölkerung vollständig geimpft.
Offene Fragen
Vorwürfe wegen möglicher neuer Unstimmigkeiten weist das Divi zurück. Die nun veröffentlichten Daten zeigten eine große Diskrepanz zu denen im Divi-Intensivregister auf. Während die Vereinigung am Donnerstag von 9.946 neuen Covid-Fällen berichtete, weist sie im selben Zeitraum zwischen dem 14. Dezember 2021 und dem 12. Januar 2022 in ihrem Register nur 6.678 Neuaufnahmen auf. Eine Differenz von 3.268.
Auf Nachfrage der Welt erklärte Divi die Abweichung mit der Schwierigkeit, den entsprechenden Meldeprozeß erst noch etablieren zu müssen. Einige Krankenhäuser hätten bis zum 22. Dezember 2021 noch vor dem Zeitraum aufgenommene Patienten als Neuaufnahmen deklariert.
Überdies wird nicht abgefragt, ob die Patienten auf der Intensivstation dort „wegen“ oder nur „mit“ einer Covid-Infektion liegen. Dies sei besonders angesichts der aktuellen Omikron-Welle fragwürdig, mahnen Kritiker an. Die Corona-Variante verursacht weit mehr Infektionen, löst aber anteilsmäßig seltener einen schweren Verlauf aus, wegen dem Infizierte aus eine Intensivstation müßten. Viele Fälle „mit“ Covid würden die Zahlen zu Ungunsten der Geimpften erhöhen.
Drei Viertel der gemeldeten Omikron-Infizierten sind geimpft
Im aktuellen Wochenbericht des RKI zählt die Behörde 36.052 symptomatische Covid-19-Fälle der Omikron-Variante für die Meldewochen 50/2021 bis 01/2022. Dabei schlüsselt das RKI in vier Bevölkerungsgruppen auf: Fünf bis Elfjährige, Zwölf bis 17jährige, 18 bis 59jährige und über 60jährige. 75,8 Prozent der gemeldeten Omikron-Fälle bei Personen ab dem Alter von fünf Jahren waren mindestens grundimmunisiert, das heißt sie hatten entweder eine Impfung mit Johnson & Johnson oder zwei Impfungen von BioNTech/Pfizerm Moderna oder AstraZeneca. 24,2 Prozent der verzeichneten Fälle meldeten die Krankenhäuser als ungeimpft.
Bei den über 60jährigen ist der Anteil der Geimpften mit knapp 86,5 Prozent am höchsten. In dieser Altersgruppe ist auch die Impfquote am höchsten. Bei den 18- bis 59jährigen, die mit 27.534 Fällen den Großteil der Meldungen abbilden, liegt der Anteil der Geimpften bei knapp 83 Prozent. Von 20 derzeit auf der Intensivstation betreuten symptomatischen Omikron-Fällen waren sieben Personen grundimmunisiert. Fünf Personen hatten eine Auffrischungsimpfung, acht Personen waren ungeimpft.
Auch die Mehrheit der Todesfälle mit Omikron war geimpft. Zehn von 23 Verstorbenen waren grundimmunisiert, fünf Personen waren geboostert. Insgesamt mußten 406 der 36.052 positiv-getesteten Omikron-Fälle ins Krankenhaus. 20 Personen lagen auf der Intensivstation. 23 Personen verstarben, wovon 20 Personen über 60 Jahre alt waren. (ls/mp/ha)