Diese Beschreibung des Endes der Weimarer Republik ist erstaunlich. Ist denn Hindenburg aus heiterem Himmel auf die Idee gekommen, ein verfassungsmäßiges Präsidialkabinet einzurichten oder hatten die Parteien der Großen Koalition unter Reichskanzler Müller nicht zuvor hingeworfen? Und hatte Hindenburg nicht die Pflicht, 1930 Neuwahlen auszuschreiben, um eine neue tragfähige Koalition zu ermöglichen? Tatsache ist, daß der Parteienstaat total versagt hatte und Hindenburg, so gut es ging, die Geschäfte am Laufen hielt. Alles Übrige ist schnell erklärt: Hindenburg mochte sich drehen und wenden, wie er wollte, an den Wahlergebnissen und dm Aufstieg der NSDAP kam er nicht vorbei, es sei denn, mit Hilfe einer Militärdiktatur, d. h. der gewaltsamen Beendigung des längst gescheiterten Staates.Er vertraute schließlich den Zusicherungen von Papens, daß Hitler als Reichskanzler von konservativen Kräften umzingelt werde und darüber hinaus von diesen für ihre Zwecke eingesetzt werde. Dem poliischen Genie Hitler waren aber von Papen und seine Helfer nicht gewachsen, und Hitler dachte nicht daran, verfassungsgemäß zu regieren, obwohl er – mit Propaganda und Terror – die Mehrheit dazu gehabt hätte.