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75 Jahre Berliner Luftbrücke: Wie Berlin ums Überleben kämpfte

75 Jahre Berliner Luftbrücke: Wie Berlin ums Überleben kämpfte

75 Jahre Berliner Luftbrücke: Wie Berlin ums Überleben kämpfte

Unmittelbar nach der Einschließung des Berliner Westens liefen Planungen zur Luftbrücke an Foto: picture-alliance / akg-images | akg-images
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Unmittelbar nach der Einschließung des Berliner Westens liefen Planungen zur Luftbrücke an Foto: picture-alliance / akg-images | akg-images
75 Jahre Berliner Luftbrücke
 

Wie Berlin ums Überleben kämpfte

Im Juni 1948 riegelte die sowjetische Besatzungsmacht die Westsektoren Berlins ab. Kurz darauf begannen die Westalliierten mit einer 15monatigen Luftbrücke zur Versorgung der eingeschlossenen Bevölkerung.
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Vor 75 Jahren markierte die Einführung getrennter Währungen den Beginn der Teilung Berlins, wie auch die sowjetische Blockade der Berliner Westsektoren und der westalliierten Luftbrücke zur Durchkreuzung dieser Blockade.

Schon seit 1946 hatte sich im Zuge des beginnenden, weltweiten Ost-West-Konflikts das Verhältnis der Siegermächte des Zweiten Weltkrieges auch in Deutschland ständig verschlechtert. Im Frühjahr 1948 spitzten sich diese Gegensätze vor dem Hintergrund der kommunistischen Machtergreifung in der Tschechoslowakei Ende Februar und der Londoner Außenministerkonferenz der Westalliierten und Benelux-Staaten im Februar/März weiter zu.

Nach der Kontrollratsauflösung geriet Westberlin ins Visier der Sowjets

Nachdem in Berlin noch am 18. März parteiübergreifend und von Vertretern aller Besatzungsmächte des 100. Jahrestages der Märzrevolution von 1848 gedacht worden war, beendete die Sowjetunion am 20. März ihre Mitarbeit im Alliierten Kontrollrat. Damit existierte keine Zentralinstanz mehr für Deutschland als Ganzes, sondern nur noch die drei im Prinzip voneinander unabhängigen Besatzungszonen der Siegermächte, nämlich die amerikanisch-britische Bizone, die sowjetische Besatzungszone und die französische Besatzungszone in Südwestdeutschland.

Mit dem Wegfall des Kontrollrates war aus sowjetischer Sicht nach dem 20. März 1948 aber auch die Grundlage für die weitere Anwesenheit der Westmächte in Berlin entfallen. Die Sowjets sahen die Berliner Westsektoren nunmehr als Fremdkörper in ihrer Besatzungszone an, aus denen es die Westalliierten zu verdrängen galt.

Kontrollen schnüren den Westen der einstigen Reichshauptstadt ab

Schon seit Jahresbeginn hatten die Sowjets zudem mit Behinderungen des Eisenbahnverkehrs von und nach Berlin begonnen. Militärzüge der Westalliierten wurden angehalten und kontrolliert. Der Warenverkehr nach Berlin wurde von der Erteilung russischer Genehmigungen abhängig gemacht.

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Am 1. April nahmen zudem Kontrollpunke auf der Autobahn bei Babelsberg und bei Marienborn am Übergang der Autobahn Berlin-Hannover in die Bizone ihre Tätigkeit auf, an denen Volkspolizei und sowjetische Militärpolizei den Fahrzeugverkehr kontrollierten. In Berlin begannen sowjetische Militärpolizei und die Polizei des Sowjetsektors mit der Kontrolle des Lastwagenverkehrs zwischen den Westsektoren und dem Sowjetsektor.

„Reparaturen“ und „Verkehrsschwierigkeiten“ führen zum Stillstand

Angesichts dessen ordneten die US-Amerikaner am 25. März an, vorsorglich einen Lebensmittelvorrat für drei Monate als Grundversorgung der Westsektoren anzulegen. Vom 2. bis 4. April flogen die Amerikaner und Briten dann etwa 200 Tonnen Lebensmittel zur Versorgung ihrer Garnisonen nach Berlin ein. Am 3. April sperrten die Sowjets wegen „Brückenreparaturen“ und „Verkehrsschwierigkeiten“ die Eisenbahnstrecken von Hamburg und München nach Berlin, so daß der gesamte Bahnverkehr nach Berlin über Helmstedt/Marienborn geleitet werden mußte.

Am 23. April wurde der internationale Eisenbahnverkehr von den Berliner Westsektoren weg- bzw. um diese herumgeleitet. Am 16. Juni verließen die Sowjets schließlich auch die alliierte Kommandantur für Berlin, womit dieses Gremium seine Arbeit für Berlin einstellte.

An der Einführung der D-Mark entzündet sich der Streit

Am Freitag, dem 18. Juni gaben die Westmächte die zum 20. Juni für ihre Besatzungszonen vorgesehene Währungsreform bekannt. Zugleich teilten die westlichen Stadtkommandanten in Berlin mit, diese Währungsreform erstrecke sich nicht auf Berlin. Hier gelte weiterhin die bisherige Reichsmark.

Am 19. Juni verboten die Sowjets den Umlauf der neuen westlichen „Deutschen Mark“ in ihrer Besatzungszone und dem Gebiet von Groß-Berlin. Zugleich wurde „zum Schutz der Wirtschaft der sowjetischen Zone“ der gesamte Kraftfahrzeugverkehr zwischen den Westzonen und Berlin unterbunden.

Der Währungskampf erreicht Berlin

Am 23. Juni ordneten die Sowjets eine Währungsreform für ihre Besatzungszone an. Hier und im Gebiet von Groß-Berlin sollten ab dem 24. Juni nur noch Reichsmarkscheine mit aufgeklebten sowjetzonalen Währungskupons gelten. Bereits in der Nacht zum 23. Juni hatte der Berliner Magistrat die Anweisung erhalten, die sowjetzonale Währungsreform in ganz Berlin durchzuführen.

Die westlichen Stadtkommandanten teilten dem Magistrat aber umgehend mit, diese Anweisung habe in den Westsektoren keine Gültigkeit, und verboten schließlich in den Mittagsstunden des 23. Juni ausdrücklich die Ausführung der sowjetischen Befehle. Gleichzeitig kündigten sie die Einführung der westzonalen Währung für ihre Sektoren an.

Vor der Stadtverordnetenversammlung kommt es zu Rangeleien

Der Magistrat von Berlin beschloß daraufhin eine Erklärung über die Einführung zweier getrennter Währungen in Berlin, die am Nachmittag vor der Stadtverordnetenversammlung abgegeben wurde. Deren für 16 Uhr einberufene Sitzung konnte erst um 17.40 Uhr beginnen, weil einige hundert kommunistische Störer gewaltsam in das im Ostsektor gelegene Neue Stadthaus in Mitte eindrangen und den Plenarsaal der Stadtverordnetenversammlung zunächst besetzt hielten.

In der Sitzung stellte die amtierende Oberbürgermeisterin Louise Schroeder (SPD) die entstandene Lage dar: Aufgrund der einander widersprechenden alliierten Befehle müsse der Magistrat die Bezirksbürgermeister anweisen, die Anordnungen der jeweiligen Sektorkommandanten zu befolgen. Berlin werde jedoch weiterhin als ungeteiltes Verwaltungsgebiet angesehen. Gegen die Stimmen der SED sprachen die Stadtverordneten daraufhin dem Magistrat das Vertrauen aus und forderten die Gültigkeit beider Währungen für ganz Berlin. Nach der Sitzung griffen vor dem Stadthaus wartende kommunistische Schläger unter Anleitung des damaligen Berliner FDJ-Vorsitzenden und späteren DDR-Verteidigungsministers Heinz Keßler einzelne Stadtverordnete von SPD, CDU und LDP tätlich an.

Auf einmal war Westberlin eingeschlossen

In der Nacht zum 24. Juni schließlich unterbrachen die Sowjets „wegen technischer Störungen“ die Bahnstrecke Berlin-Helmstedt in beiden Richtungen. Damit waren die Berliner Westsektoren von jeglicher Verbindung mit den Westzonen auf dem Landweg abgeschnitten. Die Blockade des Westteils Berlins hatte begonnen.

Am Vormittag des 24. Juni ordneten die Westmächte die Einführung der „Deutschen Mark“ zum 25. Juni auch für die Berliner Westsektoren an. Die westliche Währung wurde hier allerdings mit einem aufgestempelten „B“ gekennzeichnet. Die im Ostsektor gültige Währung wurde als Umlaufmittel auch in den Westsektoren anerkannt.

Lucius D. Clay entscheidet, es mit einer Luftbrücke zu versuchen

Angesichts der Lage in Berlin traf der Chef der Planungs- und Einsatzabteilung des US-Generalstabs, Generalmajor Albert Coady Wedemeyer, im Laufe des Tages in der Stadt ein, um vor Ort die Situation mit General Lucius D. Clay zu erörtern. Wedemeyer schlug Clay die Versorgung Berlins über eine Luftbrückedurch die drei vertraglich abgesicherten Luftkorridore von und nach den Westzonen vor.

Clay fand diese Idee so gut, daß er umgehend seine Spezialisten für Transport und Versorgung zusammenrufen ließ. Die US-amerikanischen Logistiker begannen noch am Nachmittag des 24. Juni mit den Berechnungen, was an Flugzeugen zur Versorgung der Westsektoren erforderlich wäre, wie deren Ladekapazität bemessen war, und was zur Versorgung der Westsektoren mit ihren knapp 2,1 Millionen Einwohnern absolut unabdingbar war.

Die Beratungen dauerten bis in die Nacht hinein. Am Ende entschied Clay, den Versuch zu wagen, auch wenn zu diesem Zeitpunkt völlig unklar war, ob eine Versorgungsoperation dieses Umfanges allein mit Flugzeugen überhaupt technisch machbar sein würde.

Planungen beginnen in Windeseile

Am Morgen des 25. Juni rief Clay den Kommandeur der US-Luftstreitkräfte in Europa, Generalleutnant Curtis E. LeMay, in dessen Wiesbadener Hauptquartier an und wies ihn an, alle in Europa verfügbaren Transportfliegerkräfte zur Versorgung Berlins aus der Luft zusammenzuziehen. Es handelte sich um exakt 105 zweimotorige Transportflugzeuge vom Typ C-47 Dakota.

Auf dem Rhein-Main-Flughafen war die 61. Lufttransportgruppe mit 25 einsatzbereiten Dakotas stationiert. Noch am Vormittag landeten die ersten dieser Flugzeuge mit Lebensmitteln beladen auf dem Flughafen Tempelhof. Damit war die Luftbrücke zur Versorgung der Westsektoren angelaufen.

Hunderte Flugzeuge versorgen Berlin mit dem Nötigsten

Am 26. Juni entschied US-Präsident Harry S. Truman gegen den Rat vieler Experten, Clays und Wedemeyers Vorstellungen zu folgen und die Luftbrücke nach Berlin mit allen verfügbaren Kräften auszubauen. Daraufhin begannen auch die Briten mit ihren eigenen Vorbereitungen für die Luftversorgung Berlins.

Ab dem 28. Juni verlegte die Royal Air Force über 100 Transportflugzeuge in die britische Besatzungszone. Parallel dazu verlegte die US Airforce die ersten 35 C-54 Skymaster nach Deutschland. Am 30. Juni landeten dann die ersten dieser viermotorigen Transportflugzeuge mit einer Ladekapazität von zehn Tonnen in Tempelhof, womit die über 15 Monate andauernde Luftbrücke spürbar an Fahrt aufnahm.

Unmittelbar nach der Einschließung des Berliner Westens liefen Planungen zur Luftbrücke an Foto: picture-alliance / akg-images | akg-images
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