Vor 125 Jahren nahm das Deutsche Reich in China das „Schutzgebiet Kiautschou“ in Besitz. Die Kolonie avancierte für chinesische Provinzen schnell zum Vorbild.
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Es mag dreißig Jahre her sein, als ich noch ab und zu in die Glotze schaute. Damals erzählte in einer Auslandssendung (Weltspiegel?, Auslandsjournal? o.ä.) eine hochbetagte Dame aus West-Samoa, wie sie die Kolonialzeit erlebt hatte.
Zuerst die Deutschen: Infrastruktur ausgebaut usw. und für sie betont wichtig, auch Mädchen konnten/mußten zur Schule gehen.
Dann WK I verloren:
Den des Kolonialismus unwürdigen Deutschen wurden die Kolonien abgenommen. Und nun das Trauma der Westsamoarin:
Die Schulen wurden von den neuen Herren, den vorbildlichen Briten (man denke nur an den Zirkus um die stinkendreich verstorbene Queen) sofort geschlossen und die Schüler müßten nun auf den Baumwollfeldern für den Reichtum der englischen Königsfamilie schuften…..nicht für den kriegsverbrecherischen abschäumlichen Deutschen Kaiser Wilhelm II., dieser Verbrecher hat es gewagt, dort Schulen zu bauen……
Die deutschen Kolonien waren mit Abstand die besten weltweit. Das mit einem gewissen Stolz anzuerkennen, entbindet uns nicht der Pflicht, kritisch über das koloniale Zeitalter insgesamt nachzudenken. Besonders die angelsächsische Dominanz war fragwürdig (40 Mio qkm in britischer Hand!) – zumal sie bis heute in veränderter Form fortbesteht und als ultraliberaler Kultur-Imperialismus sogar nochmals eine Steigerung erfuhr seit den 1990er Jahren. Was für eine Schande für den Westen! Ich versinke vor jedem Chinesen, Vietnamsen, Indonesier, Inder, Pakistani, Araber, Perser, Ägypter und Schwarzafrikaner im Boden vor Scham wegen der LGBT-Propaganda, die dem globalen Osten und Süden rücksichtslos aufgedrängt werden soll.
So was geht gar nicht! Verharmlosung und Revisionismus grausamer, imperialistischer deutscher Kolonialgeschichte! Ich bin erschüttert.
Meine Reisen nach China führten mich auch nach Tsingtao (Qingdao). Häuser, Strassen, Parks, die Kirche, der Bahnhof : Der alte Ortskern atmete auch in den 1990er Jahren noch den Geist der deutschen Gründerzeit. Es war ein einzigartiger und unvergesslicher Anblick, der sogleich Heimatgefühle in 10.000 km Entfernung weckte. Besonders beeindruckend war auch die auf einer Anhöhe direkt am Meer liegende Residenz des deutschen Gouverneurs, eine wunderschöne deutsche Villa, innen der Zeit gemäß prunkvoll mit dunklem Holz verkleidet. Mao Zedong nutzte sie später für seine Sommerfrische. Sein Arbeitszimmer war zum Museum geworden und damals durfte man sogar noch auf seinem Sessel Platz nehmen. Von den Chinesen hörte ich übrigens nur Gutes zur deutschen Kolonialzeit. Die Bewunderung war unverkennbar. Und ihr Stolz auf das berühmte Tsingtao-Bier ebenso.
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Deutsche Truppenparade in Tsingtau (Abbildung von 1899): Vorbild für chinesische Provinzen Foto: picture-alliance / Mary