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Mit der Person Adenauers hatte es gar nichts zu tun

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Elieser Sudit, ehemaliges Mitglied des Etzel, der von Menachem Begin bis 1948 geführten „nationalen Militärorganisation“, schilderte mit folgenden Worten den Beweggrund seines gescheiterten Attentatsversuchs auf Bundeskanzler Konrad Adenauer: „1952 war das Jahr der ‚Wiedergutmachungen‘ durch Deutschland. (…) Die ‚Wiedergutmachungen‘ hätten dem deutschen Volke die ‚Sühne‘ für seine freilich unverzeihlichen Verbrechen gegen das Volk Israel ermöglichen sollen.“ Seine Erinnerungen an jene Zeit hat er erst 1994 im autobiographischen „Auftrag des Gewissens“ veröffentlicht; im Selbstverlag herausgebracht, liegt dieses historische Zeugnis davon, was sich hinter den Kulissen des Luxemburger Abkommens abspielte, bislang lediglich in hebräischer Sprache vor. Nicht zufällig ist dieses Stück Geschichte jahrzehntelang verschwiegen worden: Die Tatsache, daß dieses „Sühnezeichen“ größeren Teilen des jüdischen Volkes, die den Anspruch der zionistischen Regierung David Ben-Gurions auf Alleinvertretung Israels nicht billigen wollten, nichtsdestoweniger aufgezwungen wurde, hätte sich nachteilig auf die versöhnliche Fassade auswirken können, die beide Nachkriegsstaaten errichten wollten. „Damals war ich sehr aufgewühlt. In jenen unruhigen Tagen dachte ich mir: Wir müssen alles tun, um das Abkommen zu verhindern. Das Blut unseres Drittels (der ermordete Teil des jüdischen Volkes, Y. S.) läßt sich nicht mit Geld sühnen. Und ich war nicht der einzige, der dafür plädierte. Wir dürfen uns also gar nicht darüber wundern, daß es nicht wenige Deutsche gibt, die in diesem Abkommen eine Art ‚Ausgleich‘ erblicken und daher einen Schlußstrich unter die ‚unvergängliche Vergangenheit‘ ziehen möchten.“ Denn über die eigentlichen Folgen des Abkommens war sich bereits damals die Menschenmenge im klaren, die sich am 7. Januar 1952 in Jerusalem versammelte, um die Abgeordneten zu der Einsicht zu bringen, daß ihr parlamentarisches Mandat doch gewisse moralische Grenzen habe. Vor diesen Massen sprach an jenem Tage der frühere Oberkommandierende des Etzel und spätere Premierminister des zionistischen Staatswesens, Menachem Begin: „Heute abend sollte die schändlichste Tat in der Geschichte unseres Volkes stattfinden. (…) Der hebräische Premierminister kündigt an, er werde zu den Deutschen gehen, um Geld zu bekommen, er werde die Ehre Israels für diese Silberlinge verkaufen und mit ewiger Schmach beflecken. (…) Wie würden uns die Völker der Welt anschauen, wenn sie von unserer Schande wüßten, daß wir zu den Mördern unserer Väter und Mütter gegangen wären, um Geld gegen deren Blut zu bekommen? Schaut euch die ungeheuere Masse an, die hier im Regen steht, und schwört: Das darf nicht in Erfüllung gehen! Es wird keine Verhandlungen mit Deutschland geben!“ Aber gegen Ben-Gurion konnte sich Begin in der Knesset nicht durchsetzen. Mit der denkbar knappen Mehrheit von 61 der insgesamt 120 Abgeordneten wurde die Regierung Ben-Gurion zu Verhandlungen ermächtigt. Somit ging die „Schande“ doch in Erfüllung. Daß die Sache damit nicht zum Ende kam, macht Sudit in seinem Bericht deutlich: „Die Begegnung (mit Begin) wurde geheimgehalten. Es stellte sich heraus, daß Begin sehr aufgeregt und zu jedweder Reaktion bereit war, die unsere Wut zum Ausdruck bringe, wenn sie das Abkommen auch nicht verhindern kann. (…) Mein durchführbarer Vorschlag war, wenige Leute zum Einsatz im Ausland zu rekrutieren, der der Welt beweisen sollte, daß Israel sich nicht darüber einig ist, sich mit Geldbuße für das Blut zu begnügen. Wären wir zumindest den Niederlanden ähnlich, die sich den deutschen Wiedergutmachungsleistungen verweigerten, obwohl sie den persönlichen Empfang nicht verhinderten. (…) Wir wußten, daß das Paket sein Ziel nicht erreichen wird, aber nichtsdestoweniger wollten wir das Gewissen der Welt aufwecken.“ „Wiedergutmachung“ als Israels Schande anprangern Am 27. März 1952 berichtete die Nachrichtenagentur United Press, daß in München ein Sprengmeister getötet und ein paar andere Menschen verletzt wurden, als eine Bombe in einem Postpaket an Adenauer explodierte. Die Nachricht sei Adenauer mitgeteilt worden, der darauf aber keinen Bezug genommen habe. Auch an die deutsche Gesandtschaft zu den Verhandlungen in Den Haag wurden Briefbomben abgeschickt. Am 31. desselben Monats traf ein anonymer Brief im United-Press-Büro in Paris ein, für den die Organisation jüdischer Partisanen die Verantwortung übernahm. Auf von der Regierung Ben-Gurions erteilte Angaben hin wurde Sudit in Paris festgenommen, aber nur aufgrund von zufällig entdecktem Waffenbesitz vor Gericht gebracht, so daß er schon nach vier Monaten Haft freigelassen wurde. Andere Mittäter seien entweder unmittelbar aus Frankreich geflohen oder zwar ebenfalls festgehalten, jedoch gleich aus Frankreich ausgewiesen worden. Weitere Proteste blieben jedoch nicht aus: So soll Dow Schilanski, der bis 1948 ebenfalls zu den Etzel-Kämpfern gezählt hatte und später Vorsitzender der Knesset geworden ist, versucht haben, im israelischen Außenministerium eine Bombe zu legen. In der Hafenstadt Haifa soll eine erneut gegründete Etzel-Gruppe die Zerstörung der deutschen Schiffe beabsichtigt haben, die dem Abkommen gemäß Waren nach Israel brachten. „Bekanntermaßen“, schließt Sudit sein Zeugnis ab, „wurde die Wiedergutmachungsabkommen doch unterzeichnet; Israel ließ das neue Deutschland rehabilitieren. Die Geschichte wird aber noch urteilen, wer recht hatte.“ In der Tat wirft Sudits Bericht etwas Licht auf die innerjüdische Dynamik, die das zionistische Staatswesen bis heute kennzeichnet. Einerseits konnte Ben-Gurion 1952 doch noch nicht alle Macht bei sich konzentrieren, wie aus den Etzel-Initiativen ersichtlich wird. Andererseits läßt sich erkennen, wie schlecht die zionistische Pseudodemokratie bereits damals funktionierte: Hätte Ben-Gurion den Aufruf zur Volksabstimmung nicht abgelehnt und die heftig umstrittenen Verhandlungen dem zutiefst zerrissenen Volk nicht aufgezwungen, hätte Begin sich höchstwahrscheinlich nicht genötigt gesehen, den moralischen Protest nach außen, auf die deutsche Seite zu richten, um die „jüdische Ehre“ somit – von seinem damals sehr weitverbreiteten Gesichtspunkt aus – doch irgendwie zu retten. Wie schwer die erzwungene Annäherung dem Volke fiel, sollte sich allerdings 15 Jahre später beim feindseligen Empfang von Rolf Pauls, dem ersten deutschen Botschafter in Israel, abermals zeigen. Über eines scheint immerhin kein Zweifel zu bestehen: Mit der Person Adenauers hatte der Attentatsversuch gar nichts zu tun. Elieser Sudit: Im Auftrag des Gewissens (Selbstverlag, Jerusalem 1994); übersetzte Auszüge aus dem Hebräischen

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