Betont fortschrittlich hat das Bundesministerium für Forschung und Bildung 2004 zum „Jahr der Technik“ erklärt. Landesweit werden über 2000 Veranstaltungen angeboten, die das Interesse an technischen Fragen steigern sollen (Veranstaltungskalender unter www.jahr-der-technik.de ). Es begann an diesem Wochenende auf dem Potsdamer Platz in Berlin, u.a. mit einem „nano-Truck“, der breite Bevölkerungskreise mit dem Phänomen der Nanotechnik, also der Maschinen in molekularem Maßstab, bekannt machen soll. Doch auch betont schicke Bildchen von jungen Frauen und neugierigen Kindern können nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Technik ein tiefgreifendes Imageproblem hat. Sie ist nicht das Eigentliche, sondern nur Mittel zum Zweck. Die Bildungsbürokraten haben eine ambitionierte Werbeagentur beauftragt, einen „Fünfklang“ zu entwerfen, der das Jahr der Technik zusammenhalten soll: „Bewegungssignale: Maschinen und Welten“, heißt es da, „Mobilträume: Mobilität und Kommunikation“, „Vitalitätsimpuls: Existenz und Energie“, „Leuchtzeichen: Elektronik und Optik“ und schließlich „Zukunftsnavigation: Jugend und Ausbildung“. Da kommen wir der Sache schon näher. Der eigentliche Grund für die demonstrative Technikbegeisterung liegt im Profit. Wir wollen mit der Technik Geld verdienen, um uns der technischen Mittel bedienen zu können, die zum eigentlichen Genuß führen. Zum Beispiel Autos produzieren, um selbst mit dem Auto oder noch besser mit dem Flugzeug in den Urlaub zu starten. Nicht die Produktion von technischen Geräten und auch nicht deren Konsum ist der Endzweck. Für das Innenleben des Fernsehers interessiert sich nur, wer von diesem Geschäft lebt. In der Freizeit will auch der Fernsehtechniker lieber einen Krimi sehen. Der Krimi aber braucht keine Technik, er ließe sich auch als Kammerspiel inszenieren. Die bewundernswerte Technik wird als Mittel eingesetzt, um diese normalerweise recht flache und mittelmäßige Story in perfekter Übertragung in die ganze Welt hinauszustrahlen. Zu den Technikern zählen natürlich auch Ärzte oder Betriebswirte, sie denken technisch, das heißt instrumentell. Der Kaufmann will eine Ware zu Geld machen, aber nicht der Gelderwerb ist Sinn seines Strebens, sondern, wofür er es ausgibt. Genausowenig kann die Gesundheit, die man bestenfalls vom Arzt bekommt, der Sinn unserer Existenz sein. Das „Eigentliche“ bieten genau die Berufsgruppen, denen eine „nützliche und sichere“ Ausbildung fehlt, die „nichts Richtiges können“, das heißt nichts, was sich zu vielen Einsätzen eignet und daher allgemein gefragt ist. Sie bieten etwas ganz Spezielles, das entweder „ankommt“ oder nicht ankommt. Kommt es nicht an, so hat der Seelsorger, Philosoph, Künstler oder „Entertainer“ leider Pech gehabt. Findet seine Person aber Gefallen, so spendet er Freude – etwas, das die Technik nur vermitteln kann. „Am Anfang jeder technischen Entwicklung steht die Neugier.“