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Neue Technologien: Grundlagen des Riechens

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Ärgern Sie sich auch immer, daß das Leben so kompliziert ist? Tausend Verpflichtungen, tausend Sorgen, tausend Wünsche und Vorstellungen, und immer kriegt man alles „nur gerade so“ auf die Reihe. Träumen Sie auch manchmal vom „einfachen Leben“, wie es etwa Ernst Wiechert in seinem gleichnamigen Buch beschreibt? Wenn ja, sollten Sie einmal im Internet unter www.ruhr-uni-bochum.de den Artikel „Immer der Nase nach“ über den Vorgang des Riechens lesen. Es könnte auch das Hören sein oder zum Beispiel die Verdauung. Sobald man da in die Einzelheiten geht, überkommt einen Dankbarkeit: daß man sich darum wenigstens nicht zu kümmern braucht. Die tausend unbewußten Vorgänge, die mit jedem Atemzug im Körper ablaufen, sind derart komplex, daß ein Ehescheidungsprozeß oder die Verhandlungen in der UNO dagegen abfallen: Alles, was riecht, gibt bestimmte Moleküle in die Luft ab, die auf die Sinneshaare in der Nase treffen. In der Zellhülle der Sinneshaare stecken Eiweißmoleküle, sogenannte Rezeptoren, die spezifisch für einen bestimmten Geruchstyp gebaut sind. Trifft das passende Geruchsteilchen darauf, so löst es die Produktion von Botenstoffen aus, die Kanäle öffnen, durch die bestimmte Bestandteile davon, negativ oder positiv geladene Ionen, in die Riechzelle selbst gelangen und darin die Ladung erhöhen. Übersteigt sie einen bestimmten Schwellenwert, so wird die Information über einen langen Nervenfortsatz zum Riechkolben im Gehirn geleitet. Es gibt aber noch ein zweites Riechzentrum im Gehirn, das Jacobsche Organ. Bei vielen Tieren dient es speziell zur Verarbeitung von Sexualdüften, sogenannten Pheromonen. Doch physiologische Abläufe im Körper sind nicht nur kompliziert, sie sind auch höchst störanfällig. Schon beim Ablesen der notwendigen genetischen Informationen passieren ständig Fehler. Zu den wichtigsten Enzymen in allen Zellen gehören die Reparaturenzyme, die dazu da sind, „Unfälle“ im Genom aufzufangen. Selbstverständlich ist auch die Information zum Bau der Reparaturstoffe genetisch fixiert und vor Störungen ebenso- wenig gefeit. Deshalb entstehen ständig Krebszellen, die so schnell wie möglich zerstört werden müssen. Auch der Körper erledigt seine Aufgaben also keineswegs mit souveräner Eleganz, vielmehr strampelt er sich genauso mühsam ab wie unser vielgeplagtes Ich, das beileibe auch nichts Ganzes und Einfaches ist, sondern eine Schnittmenge. Wenn also das Komplizierte das ganz Natürliche ist, wieso sehnen wir uns dann nach dem Einfachen? Der späte Freud hat neben dem Sexualtrieb einen „Todestrieb“ angenommen. Dieser ekelt sich vor dem lebendigen Durcheinander und sucht das Klare, Übersichtliche, Reine und Einfache. Die Ruhe. Krankhaft gesteigert, führt er zu Zwangsverhalten und Melancholie. Doch es ist gut, daß wir ihn haben, unseren Todestrieb, denn sonst könnten wir uns vom Leben noch schwerer trennen.

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