Solang man nüchtern ist, gefällt das Schlechte; wie man getrunken hat, weiß man das Rechte“, reimte einst Goethe launig. Freilich hat der Spaß dort seine Grenzen, wo das Rauschmittel nicht mehr allein die Stimmung beim Feiern hebt, sondern zum permanenten Begleiter wird, ohne den der profane Alltag nicht mehr zu bewältigen ist; oder wo Beschaffung und Gebrauch der Droge an sich schon einen kriminellen Akt darstellen. Von den Schäden, die solche Sucht, das heißt die körperliche und seelische Abhängigkeit, bei den Betroffenen und nachfolgend auch bei Volk und Staat anrichtet, zeugt der jährlich veröffentlichte Drogenbericht der Bundesregierung. Ernüchternd wirken diese Fakten, und das Schlechte, welches sie offenbaren, will überhaupt nicht gefallen. Freilich läßt auch die Drogenbeauftragte von Rot-Grün, Frau Caspers-Merk, jenes notwendige Maß an Nüchternheit, welches ihr Amt eigentlich gebietet, in einem entscheidenden Punkt vermissen: Wenn sie meint, als Gründe für den überproportional hohen Anteil nicht-deutscher Täter im Bereich Drogenkriminalität deren „rechtlich und sozial unsichere Lebensbedingungen“ auszumachen. Wer die Ursachen dafür nur wieder bei „der Gesellschaft“ sucht, leistet keinen Beitrag zur Bekämpfung des Problems, sondern lediglich zur Betäubung. Der Mißbrauch eines solchen Mittels ist in der Politik – wie im „richtigen“ Leben – zwar durchaus verbreitet, darum aber nicht weniger schädlich.