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Woher kommt unsere Energie?: Der Unfug mit den Gaskraftwerken

Woher kommt unsere Energie?: Der Unfug mit den Gaskraftwerken

Woher kommt unsere Energie?: Der Unfug mit den Gaskraftwerken

Unter einem blauen Himmel steht ein Industriegebiet – es handelt sich um das Gaskraftwerk Duisburg-Huckingen in NRW
Unter einem blauen Himmel steht ein Industriegebiet – es handelt sich um das Gaskraftwerk Duisburg-Huckingen in NRW
Das Gaskraftwerk Duisburg-Huckingen, NRW. Foto: IMAGO / Rupert Oberhäuser
Woher kommt unsere Energie?
 

Der Unfug mit den Gaskraftwerken

Die deutsche Energiewende steckt fest: Trotz massiver Investitionen in Gaskraftwerke und den Plan, sie später auf Wasserstoff umzurüsten, wird die Zielerreichung immer unrealistischer. Bei der Stromerzeugung lassen sich deutliche Schwankungen feststellen – und mit dem Wasserstoff-Umstieg wird es nicht besser.
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Bereits in den Zeiten, als Robert Habeck noch Wirtschaftsminister war, geisterte der Neubau von Gaskraftwerken, die H2-ready sein sollten, durch die Gazetten. Bis heute ist es nicht einmal zu den Ausschreibungen für die Projekte gekommen. Diese sollen laut Katherina Reiche nunmehr zum Jahresende 2025 vorliegen. Es sollen statt der 30 Habeck-GW allerdings nur noch 20 GW Leistung installiert werden:

„Im Koalitionsvertrag ist ein Zubau von Gaskraftwerken mit einer Leistung von bis zu 20 Gigawatt vorgesehen. Sie sollen vor allem die schwankende Stromproduktion aus Wind- und Solarenergie ausgleichen. Geplant ist eine staatliche Förderung, deshalb muß die EU-Kommission zustimmen. Auch die frühere Bundesregierung hatte bereits eine Förderung für den Bau neuer Kraftwerke geplant. Nach dem Konzept des früheren Wirtschaftsministers Robert Habeck sollten die Gaskraftwerke bereit sein für eine spätere Umrüstung auf Wasserstoff. Reiche ließ diesen Punkt offen.“

Ein Blick auf die regenerative Stromerzeugung belegt es

Dieser Punkt ist selbstverständlich. Ohne die Möglichkeit der späteren Umstellung auf die Stromerzeugung mit grünem Wasserstoff stimmt die EU niemals zu. Das war bereits bei Habeck Bedingung, das ist heute genauso.

Tatsache ist, daß die erneuerbare Stromerzeugung mittels Wind- und Solarkraft starken Schwankungen unterworfen ist. Ein Blick auf die regenerative Stromerzeugung belegt dies eindrucksvoll.

Ein blauer und gelber Graph zeigt an, wie die Stromerzeugung und der Strombedarf sich vom Januar 2024 bis zum Dezember 2024 entwickelt haben
Stromerzeugung und -bedarf vom Januar 2024 bis Dezember 2024. Foto: stromdaten.info

Der Strom, der aus Wasserkraft und Biomasse erzeugt wird, ist steuerbar und wird mit großer Regelmäßigkeit in das Stromnetz eingespeist. Anders die Wind- und PV-Stromerzeugung. Die schwankt erheblich, wobei kürzeste Zeiträume von wenig Strom bis sehr viel Strom nicht ungewöhnlich sind. Diese Form der Stromerzeugung hängt schließlich am Wettergeschehen, und das ist oft innerhalb von Stunden wechselhaft.

Hinzu kommt, Achtung, Binse, daß die PV-Stromerzeugung nach Untergang der Sonne komplett wegfällt. Weht in der Nacht kein Wind, kommt es zur sogenannten Dunkelflaute, in der über einen mehr oder weniger langen Zeitraum nur sehr wenig erneuerbarer Strom zur Verfügung steht. Den umgekehrten Fall gibt es selbstverständlich auch.

Weht wenig Wind, kommt wenig Strom

Am 13. Oktober beispielsweise gab es bereits ab 4:00 Uhr eine erhebliche Stromübererzeugung, welche zu niedrigen oder sogar negativen Strompreisen führte. Strom wird nicht nur verschenkt, nein, es wird sogar Geld mitgegeben, damit er überhaupt abgenommen wird. Den Abnahmebonus zahlen die Stromkunden/Steuerzahler über das EEG-Konto.

Der Idee, Gaskraftwerke (H2-ready) zu bauen, liegt der Gedanke zugrunde, daß diese in dem Moment bei der Stromerzeugung einspringen, wenn Wind- und Solarkraft nicht genügend Strom erzeugen, um den Strombedarf Deutschlands zu decken. Denn irgendwann haben auch die Freunde der Energiewende gemerkt, daß man noch so viele Windkraft- und PV-Anlagen installieren kann: Weht wenig Wind und scheint die Sonne kaum oder gar nicht, dann bekommt man nur wenig Strom.

Die Differenz zwischen der erneuerbaren Stromerzeugung und dem Strombedarf wird Residuallast oder auch Restlast genannt. Diese muß konventionell hinzuerzeugt werden, durch Stromimporte und durch Strom aus Pumpspeicherkraftwerken oder anderen (Batterie-)Speichern abgedeckt werden, damit das unabdingbare Gleichgewicht zwischen Strombedarf und Stromerzeugung erhalten bleibt. Gerät dieses Gleichgewicht aus dem Ruder, kann es zu massiven Störungen im Stromnetz bis hin zu einem flächendeckenden Stromausfall kommen.

Das Konzept ist alles andere als schlüssig

Weil aber die noch vorhandenen konventionellen nicht H2-umrüstbaren Gas-, Kohle- und Braunkohlekraftwerke vom Netz genommen werden sollen und nur noch eine gewisse Zeit die sogenannte Netzreserve bilden, müssen die neuen Kraftwerke her. 25 Gaskraftwerke, H2-ready, mit jeweils 800 MW Leistung sollen bis zum Jahr 2030 gebaut werden. Da wird es Zeit, die Projekte auszuschreiben. Ach ja, das erfolgt bis Ende 2025. Daß das nichts wird mit dem Jahr 2030, dafür braucht man kein Akademiker oder gar Prophet zu sein.

Zumal Ausschreibung nicht gleich Zeichnung bedeutet. Welcher Investor baut ein Milliardenobjekt, das etwa so viel kostet wie eines dieser Gaskraftwerke, wenn er zwar dauernd auf Bereitschaft stehen, aber nur im Notfall Strom erzeugen soll? Es muß also erst mal geklärt und gesetzlich festgeschrieben werden, welche „Förderung“ der Steuerzahler herausrückt, damit sich das neue Gaskraftwerk überhaupt rechnet. Denn von dem Strom, der zeitweise zwecks Ergänzung erzeugt wird, kann niemand wirtschaftlich überleben.

Hinzu kommt, daß dem Bürger erklärt werden muß, daß im Heizungsbereich alles auf Strom (Wärmepumpe) umgestellt werden soll, die Gasheizung also ein Auslaufmodell ist, und auf der anderen Seite Milliarden für Gaskraftwerke ausgegeben werden. Das Konzept ist alles andere als schlüssig. Der Bürger fühlt, wenn er nur ein klein wenig nachdenkt, daß er auf den Arm genommen wird.

Dramatisch aber werden die Zeiten mit viel regenerativem Strom

Der weitere Ausbau der Wind- und PV-Anlagen soll unbedingt vorangetrieben werden. Immer noch glauben viele Politiker und Energiewendeaktivisten, daß die Residuallast dann erheblich geringer würde. Das sind vor allem die Träumer, die meinen, daß mit einer Ausbaurate von 80, 90 oder sogar 100 Prozent das Problem der Restlast gelöst wäre. Daß dem nicht so ist, belegen die nächsten Charts. Zunächst das Beispiel vom 5. bis 7. November 2024 bei Agora Energiewende und darunter der gleiche Zeitraum mit einem angenommenen Zubau von damaligen 60 auf 86 Prozent regenerative Stromerzeugung.

Ein grauer und gelber Graph zeigt die verschiedenen Anteile von Energieformen an der Energiegewinnung im Zeitraum vom 5. November bis zum 7. November 2025 an
Die Anteile verschiedener Energieformen an der Energiegewinnung im Zeitraum vom 5. November bis zum 7. November 2025. Foto: https://www.agora-energiewende.de/
Ein grauer und gelber Graph zeigt die Anteile verschiedener Energieformen bei der Stromerzeugung im Zeitraum vom 5.11. bis zum 7.11. 2024. an
Die Anteile verschiedener Energieformen bei der Stromerzeugung im Zeitraum vom 5.11. bis zum 7.11. 2024. Foto: https://www.agora-energiewende.de/

Man sieht sehr schön, daß der Ausbau um 26 Prozent bei den geringen Wind- und PV-Aktivitäten kaum Auswirkungen auf die Stromerzeugung hat. Beim Wind fast gar nicht, bei PV etwas mehr, doch wenn man den erwünscht steigenden Bedarf (obere Linie) nimmt, wird die Restlast kaum abnehmen. Eher das Gegenteil wird der Fall sein. Dramatisch aber werden die Zeiten mit viel regenerativem Strom.

Ein grauer, gelber und blauer Graph zeigt die Anteile verschiedener Energieformen bei der Energieerzeugung am 13.10.2024 an
Die Anteile verschiedener Energieformen bei der Energieerzeugung am 13.10.2024. Foto: https://www.agora-energiewende.de/
Ein blauer und gelber Graph zeigt an, wie am 13.10.2024 Energie erzeugt wurde
So wurde am 13.10.2024 Energie erzeugt. Foto: https://www.agora-energiewende.de/

Nicht nur wenn der aktuelle Strombedarf zugrunde gelegt wird, erfolgt eine massive Stromübererzeugung. Auch wenn der Strombedarf „nach Plan“ steigt, wird zumindest über Tag viel zu viel Strom erzeugt. Welche Auswirkungen das auf die Strompreise hat, muß hier nicht weiter erläutert werden. Zusammengefaßt bedeuten die Prozentzahlen zur regenerativen Stromerzeugung praktisch nichts bezogen auf eine Stromerzeugung, die jeden Augenblick dem Bedarf entsprechen muß.

An dieser Stelle und in diesem Zusammenhang ist es unabdingbar zu erwähnen, daß es mit der „Vergrünung“ des Stroms, der aus der Steckdose kommt, in Sachen Energiewende erst ein knappes Drittel der Transformation zur Klimaneutralität vollzogen wurde. Soll der gesamte Energiebedarf, der aktuell noch konventionell-fossil (Verkehr, Landwirtschaft, Industrie, Gewerbe usw.) gedeckt wird, mittels elektrischer Energie bereitgestellt werden, sind zusätzlich zu den aktuell etwa 500 TWh/Jahr noch weitere geschätzte 1.300 TWh grüner Strom bereitzustellen.

Und selbstverständlich müßten zusätzlich alle Maschinen, Fahrzeuge und Industrie- und sonstige Prozesse elektrifiziert werden. Da sind die 25 Milliarden Euro für die neuen Gaskraftwerke auf einmal „Peanuts“, oder?

US-Medien spotten bereits

Doch es kommt noch spektakulärer. Der Gedanke, in absehbarer Zeit grünen Wasserstoff statt Erdgas in den neuen Gaskraftwerken zu verstromen, ist im Licht der Wissenschaft betrachtet purer Unsinn. Zur Herstellung von grünem Wasserstoff wird aufwendig hergestellter Wind- und/oder PV-Strom benötigt. Die Herstellung von Reinstwasser, der Elektrolyseprozeß, der Transport und die Lagerung des Wasserstoffs kosten etwa 50 Prozent der ursprünglichen100 Prozent grünen Stroms.

Die Verbrennung des grünen Wasserstoffs kostet nochmals 50 Prozent Energie. Damit hat man aus 100 Prozent grünem Strom 25 Prozent gemacht. Zu – nebenbei bemerkt – sagenhaften Kosten. Mein Kommentar: Das ist genau der Unfug, der zum Titel dieses Artikels geführt hat.

Die Energiewende ist faktisch gescheitert. Technisch wie oben gezeigt, ökonomisch ohnehin. US-Medien spotten bereits über Deutschland. Daran ändert sich auch mit der neuen Regierung nichts. Leider muß es in Deutschland immer erst richtig knallen, bevor es zu einem Nachdenken bei den Verantwortlichen kommt. Hoffentlich ist es dann nicht zu spät.

Das Gaskraftwerk Duisburg-Huckingen, NRW. Foto: IMAGO / Rupert Oberhäuser
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