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Globale Finanzmärkte: Das bedeutet Trumps Handelspolitik für Deutschland

Globale Finanzmärkte: Das bedeutet Trumps Handelspolitik für Deutschland

Globale Finanzmärkte: Das bedeutet Trumps Handelspolitik für Deutschland

Die Bronzefiguren von Bulle (r) und Bär, Symbole für den Börsenauf- und abschwung, stehen auf dem Platz vor der Börse. Die aggressive US-Zollpolitik von US-Präsident Trump kann auch als Handelskrieg gegen den Rest der Welt verstanden werden. Der Dax ist nach drei tiefroten Handelstagen am Dienstag aber erstmal wider mit einem Plus gestartet.
Die Bronzefiguren von Bulle (r) und Bär, Symbole für den Börsenauf- und abschwung, stehen auf dem Platz vor der Börse. Die aggressive US-Zollpolitik von US-Präsident Trump kann auch als Handelskrieg gegen den Rest der Welt verstanden werden. Der Dax ist nach drei tiefroten Handelstagen am Dienstag aber erstmal wider mit einem Plus gestartet.
Die Bronzefiguren von Bulle und Bär an der Börse in Frankfurt am Main: Trumps Zollpolitik könnte Deutschland helfen. Foto: picture alliance/dpa | Arne Dedert
Globale Finanzmärkte
 

Das bedeutet Trumps Handelspolitik für Deutschland

Trump schwingt den Zollhammer, die internationalen Finanzmärkte sind in Aufruhr. Was bedeutet das für Europa? Und steckt in dem Chaos eine Chance für Deutschland?
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Es sind 90 Tage zum Durchatmen. Aber nur für Zölle, und nicht für die, die gegen China gerichtet sind. Marktturbulenzen dürften sich auch nicht an die Pause halten. Als Ausrede für die 180-Grad-Wende nannte Donald Trump die große Zahl der Länder, die verhandeln wollen. Mit so vielen könne man nicht gleichzeitig sprechen. Kurz danach folgte eine lange Liste von Ausnahmen, die auch für China-Importe gelten – von Mobiltelefonen bis Haushaltswaren aus Aluminium. Es ist sein bekanntes „Deal“-Muster: lautstark hohe Forderung stellen, um dann beim maximal Machbaren zu enden.

Dies ermöglicht Verhandlungen im Rekordtempo. Denn noch ist die wahre Motivation nicht klar. Möglich, daß Trump auf die „Make America Great Again“-Fraktion (MAGA) hört und ernsthaft Zölle als Einnahmequelle und Weg zur Reindustrialisierung sieht. Hingegen herrscht in der Wirtschaft die Meinung vor, es sei eine zwar aggressive, aber erfolgversprechende Verhandlungstaktik. Denn traditionelle Diplomatie würde bis zum Ende seiner Amtszeit bestenfalls Absichtserklärungen mit Minimalkonsens liefern. Diese Unklarheit stärkt Trumps Verhandlungsposition: Auch die EU muß annehmen, daß er auf Protektionismus umschaltet, sollten Gespräche nicht in seinem Sinne verlaufen.

CNN liefert die Blaupause

Für Deutschland prognostiziert das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) einen negativen Effekt allein der Autozölle von 0,1 Prozent der Wirtschaftsleistung. Genauer kann sich niemand festlegen, weil Zölle noch nie so stark angehoben wurden. Die Frage ist auch, ob China die EU mit Gütern flutet, die nicht in die USA exportiert werden können. Das könnte kurzfristig für Verbraucher sogar positiv sein, auch wenn gleichzeitig die Industrie unter geringeren Exporten leidet.

Die Idee der Zoll-Pause geht auf eine „Panne“ zurück: Hedgefondsmanager Bill Ackman hatte eine 90-Tage-Pause auf X ins Gespräch bracht. Bei Fox News am 7. April um 8.30 Uhr danach gefragt, antwortete der Wirtschaftsweise Kevin Hassett weder mit Ja noch Nein, was in sozialen Medien als Bestätigung einer Pause interpretiert wurde. Legitimität verlieh dem Gerücht CNN 90 Minuten später in einer Liveschaltung von der New Yorker Börse, deren Kurse prompt um rund acht Prozent zulegten. Keine halbe Stunde später kam das Dementi aus dem Weißen Haus: „Fake News“. Die Märkte brachen erneut ein. Damit hatte CNN die Blaupause geliefert: eine 90-Tage-Zoll-Pause kann die Finanzmärkte stabilisieren.

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Friedrich Merz kann Trump danken

Dies wurde zwei Tage später notwendig. Auf den Anleihemärkten herrscht seit dem „Zollhammer“ Chaos. Die Konstellation von sinkenden Aktien- und Rentenmärkten bei gleichzeitig fallendem Dollar ist ungewöhnlich und verleitete zu Mutmaßungen, Anleger würden den USA der Zölle wegen den Rücken kehren. Schließlich gelten sonst Dollar und US-Staatsanleihen in Krisenzeiten als sicherer Hafen. Unterstützt wird diese These durch die fallenden Zinsen für Bundesanleihen, die wieder auf das Niveau von vor dem Ende der Schuldenbremse gefallen sind – Friedrich Merz kann Trump danken.

Doch die Theorie eines geopolitischen Investorenrückzugs aus US-Anlagen kann nicht erklären, warum zeitgleich britische Anleihen eine Verkaufswelle erlebten. Eine Erklärung ist wahrscheinlicher: Zwangsverkäufe von Hedgefonds, die wegen hoher Verluste in den Aktienmärkten zusätzliche Sicherheiten für Wertpapierkredite hinterlegen müssen. Da die meisten ihr Kapital vollständig investiert haben, bleibt nur die Liquidation von Anlagen.

Anleihen werden attraktiver

Anleihen bieten sich an, weil sie im Vergleich zu Aktien weniger Wert verloren haben. Vor dem jetzt eingetretenen Szenario wird schon länger gewarnt – die Auflösung des „Basishandels“, bei dem Staatsanleihen gekauft und ein Future-Derivat darauf verkauft wird. Es ist ein risikoloses Geschäft, denn bei Fälligkeit des Futures nach spätestens drei Monaten wird die Anleihe eingeliefert. Gewinn entsteht, wenn beim Auflegen des Geschäfts eine minimale Preisdifferenz zwischen Future und Anleihe bestand.

Die jetzt fallenden Anleihekurse, die mit steigenden Zinsen einhergehen, und ein gleichzeitiger Rückgang der ausstehenden Futures-Derivate sind ein Zeichen, daß es tatsächlich die Reduktion des Basishandels ist, der das Chaos in den Anleihemärkten verursacht. Der fallende Dollar wiederum ist das Resultat der Rückzahlung der in niedriger verzinsten Währungen aufgenommenen Wertpapierkredite. Das sind hauptsächlich Yen und Schweizer Franken, aber auch der Euro.

Europa könnte profitieren

Bis zur Finanzkrise waren es Investmentbanken, die den Basishandel betrieben. Zur Verhinderung künftiger Bankenkrisen wurde ihnen dieses Geschäft unattraktiv gemacht. Jetzt stellt sich dies als kontraproduktiv heraus. Jamie Dimon, Chef der größten US-Bank JPMorgan Chase, warnte am 11. April vorsichtig vor abnehmender Liquidität und Wirbel in den Märkten, was sich auf den Basishandel beziehen dürfte. Die Zentralbank Fed werde einschreiten und Anleihen kaufen. Dies hatten zuvor auch andere Analysten vorhergesagt. Im Extremfall könnte die Fed zur Koordinierung von Rettungsaktionen von Hedgefonds gezwungen sein, wie zuletzt im Jahr 1998.

Die Turbulenzen der Finanzmärkte drohen bereits eine Eigendynamik entwickelt zu haben, die nichts mehr mit Zöllen zu tun hat. Waren die Zölle der Auslöser der Krise, liegen die Ursachen tiefer: überhöhte Aktienbewertungen und Finanzmarktregeln, die es Banken verbieten, stabilisierend in Anleihenmärkten einzuschreiten.

Die EU muß bilaterale Zollsenkungen verhandeln. Im optimistischen Szenario von weitreichenden Zollsenkungen könnte Trumps Zollzwang unbeabsichtigte positive Nebenwirkungen haben. Denn bestehende Handelsverträge enthalten üblicherweise Meistbegünstigungsklauseln. Würde die EU den USA niedrige Zölle einräumen, müßte sie die gleichen Senkungen auch anderen Handelspartnern einräumen. Europas Verbraucher könnten dadurch Hauptgewinner des Zoll-Theaters werden.

Aus der JF-Ausgabe 17/25.

Die Bronzefiguren von Bulle und Bär an der Börse in Frankfurt am Main: Trumps Zollpolitik könnte Deutschland helfen. Foto: picture alliance/dpa | Arne Dedert
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