FRANKFURT AM MAIN. Die deutsche Bundesbank muß erstmals seit 1979 einen Bilanzverlust vorweisen. Es handelt sich zugleich um den höchsten Bilanzverlust der Bundesbank-Geschichte, sofern man von absoluten Zahlen ausgeht. Konkret geht es um einen Verlust von 19,2 Milliarden Euro, wie Bundesbankpräsident Joachim Nagel am Dienstag bei der Vorstellung des Geschäftsberichts für 2024 mitteilte.
Im Vorjahr hatte die Bank einen Verlust von 21,6 Milliarden Euro gemacht, diesen aber durch Rücklagen noch kompensieren können, so daß die Bilanz insgesamt ausgeglichen war. Dieses Mal lag der Verlust mit 19,8 Milliarden Euro etwas niedriger als im Vorjahr, konnte aber durch die verbliebenden 600 Millionen Euro an Rücklagen nur noch zu einem geringen Teil abgetragen werden.
Zum Vergleich: In den 1970er Jahren schwankte der seinerzeit mehrfach ausgewiesene Bilanzverlust zwischen umgerechnet 1,6 und 4,9 Milliarden Euro. Nagel wies allerdings mit Blick auf das Jahr 1974 darauf hin, daß der damalige Bilanzverlust von 4,6 Milliarden Euro fast einem Prozent des Bruttoinlandsproduktes entsprochen habe. Heute sei es knapp ein halber Prozent.
Bundesbank betont trotzdem „solide Bilanz“
Zur Begründung für den Verlust verweist Nagel auf die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Diese hatte ihre Zinsen über Jahre auf niedrigem Niveau gehalten, sie seit 2022 dann aber aufgrund der steigenden Inflation schrittweise angehoben. Dies schränkt den Handlungsspielraum der Banken ein, weil ihre Zinskosten steigen. Mittlerweile hat die EZB den Leitzins wieder mehrfach gesenkt.
Nagel glaubt, daß der Höhepunkt der jährlichen Belastungen im vergangenen Jahr überschritten wurde. „Jedoch ist auch für die nächsten Jahre mit Verlusten zu rechnen.“ Dies bedeutet, daß der Bilanzverlust in den kommenden Jahren noch größer werden dürfte, da die Rücklagen vollständig aufgebraucht sind und sich die Verluste aufaddieren. Die Bank setzt darauf, sie in Zukunft wieder durch Gewinne abtragen zu können.
Nagel und seine Vizepräsidentin Sabine Mauderer betonten am Dienstag zusammen in ihren vorbereiteten Stellungnahmen insgesamt vier Mal, daß die Bilanz der Bank trotzdem „solide“ sei. „Die Bundesbank kann auch bei Verlusten ihre Aufgaben uneingeschränkt erfüllen!“, versprach Mauderer. Sie verwies auf „beträchtliche Vermögenswerte“, die „erheblich größer“ als die Verpflichtungen der Bank seien.
„Auf längere Sicht“ keine Gewinnausschüttung
Für den Bund sind die Nachrichten in jedem Fall unerfreulich. Eine Gewinnausschüttung an ihn stehe „auf längere Sicht nicht im Raum“, sagte Bundesbankpräsident Nagel. Dies ist allerdings bereits seit 2021 der Fall. 2020 hatte die Bundesbank 5,851 Milliarden Euro an den Bund ausgeschüttet, 2018 waren es 2,433 Milliarden Euro und 2017 1,902 Milliarden Euro.
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Die Bundesbank ist die Zentralbank der Bundesrepublik Deutschland. Sie ist vor allem damit beauftragt, an der Verwirklichung der Preisstabilität im Euroraum mitzuwirken. Zugleich ist sie die Hausbank des Staates. (ser)