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Kryptowährungen: Bitcoin – Eine unsichere Reserve

Kryptowährungen: Bitcoin – Eine unsichere Reserve

Kryptowährungen: Bitcoin – Eine unsichere Reserve

Auf einem Smartphone-Bildschirm ist ein gelber Graph zu sehen, der aufsteigt. Es handelt sich um den Bitcoin-Kurs
Auf einem Smartphone-Bildschirm ist ein gelber Graph zu sehen, der aufsteigt. Es handelt sich um den Bitcoin-Kurs
Ein Smartphone-Nutzer betrachtet den Bitcoin-Kurs (Symbolbild). Foto: picture alliance / NurPhoto | Jonathan Raa
Kryptowährungen
 

Bitcoin – Eine unsichere Reserve

Der Bitcoin hat neue Rekordhöhen erreicht, und weltweit diskutieren Politiker und Ökonomen über den Nutzen strategischer BTC-Reserven. Doch ist die Kryptowährung wirklich eine sinnvolle Anlage für staatliche Institutionen?
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Der Bitcoin (BTC) ist weiter auf Höhenflug. Angetrieben von der Genehmigung erster Bitcoin-ETFs durch die US-Börsenaufsicht SEC, einem Gesetzesentwurf (Bitcoin Reserve Act) der republikanischen Senatorin Cynthia Lummis zum Aufbau einer strategischen BTC-Staatsreserve mit Ankäufen von jährlich 200.000 BTC, der Ankündigung zur Aufhebung von kryptobezogenen Regulierungen der Biden-Regierung und einer generell positiven Haltung von Donald Trump zu Krypto-Währungen, erreichte der BTC am 20. Januar 2025 seinen bisherigen Höchstpreis von 109.110 Dollar.

Auch die EU-Parlamentarierin Sarah Knafo von der französischen Rechtspartei Reconquête fordert eine strategische BTC-Reserve. In der Schweiz läuft die Volksinitiative „Für eine finanziell starke, souveräne und verantwortungsvolle Schweiz“ (Bitcoin-Initiative), die für die Schweizerische Nationalbank (SNB) die Aufnahme von BTC als Reservewährung fordert. Im Nicht-Euroland Tschechien denkt der Chef der Nationalbank (ČNB), Aleš Michl, ebenfalls über eine Anlage in BTC nach. Und auch in Deutschland wird die Diskussion durch einen Vorschlag des FDP-Vorsitzenden Christian Lindner bezüglich der Bundesbank und der EZB befeuert.

Doch ist die Kryptowährung als Anlage für staatliche Institutionen überhaupt geeignet? Erfüllen BTC die Aufgaben, die Geld zugesprochen werden, um als Geld zu gelten – die Funktionen als Zahlungsmittel und Recheneinheit sowie der Wertaufbewahrung? Der BTC ist keine Währung im Sinne eines staatlichen Geldes.

Bitcoin fehlt ein innerer Wert

Er wird „staatenlos“ von privaten „Minern“ durch Anwendung eines mathematischen Algorithmus (Secure Hash Algorithm 2, SHA2) geschöpft. Die BTC-Geldmenge ist auf maximal 21 Millionen BTC begrenzt. Derzeit existieren bereits 19.810.790 BTC mit einer Marktkapitalisierung von etwa zwei Billionen Dollar, wobei Verluste durch verlorene Codes der BTC-Geldbörsen (Wallets) nicht ersetzt werden. Dies soll die Knappheit sicherstellen.

Doch Knappheit setzt eine entsprechende Nachfrage und einen dahinterstehenden Bedarf an BTC voraus. Dieser ist jedoch keinesfalls sicher. Dem BTC fehlt ein innerer Wert, wie ihn Gold auszeichnet. Außerdem gibt es keinen staatlichen Akteur (Zentralbank), der den Wert einer ungedeckten Währung steuern kann. Vielmehr entsteht die Nachfrage nach BTC aus der stillschweigenden Übereinkunft (potentieller) BTC-Halter, daß der Wert – gemessen in anderen Währungen – erhalten bleibt.

Dieses Vertrauen kann jederzeit durch Kriminalität (Diebstahl), staatliche Verbote aufgrund der Verwendung für illegale Geschäfte einschließlich Geldwäsche oder den Wettbewerb anderer Kryptowährungen kurzfristig zerstört werden. Entsprechend hoch sind die Kursschwankungen des BTC.

Überweisungskosten richten sich nach der Netzauslastung

So stieg der BTC-Kurs 2020/2021 um 830 Prozent, um im folgenden halben Jahr 75 Prozent des Wertes zu verlieren. Hinzu kommt die Marktenge, die Kursmanipulationen erleichtert. Großvolumige Käufe/Verkäufe staatlicher Akteure würden zu Kurssprüngen führen. So bewirkte allein die Ankündigung des US-Justizministeriums (DOJ), die 2013 beschlagnahmten 69.370 BTC im Wert von 6,5 Milliarden US-Dollar verkaufen zu wollen, einen Kurssturz von zehn Prozent. Eine verläßliche Wertaufbewahrung sieht anders aus.

Zahlungen in BTC sind zudem systembedingt umständlich, langsam und teuer. Je nach Netzauslastung kostet eine Überweisung zwischen ein und zwei Dollar. Eng damit verknüpft ist die Geschwindigkeit, bis eine Überweisung ausgeführt und bestätigt ist. Die Zeitspanne reicht von wenigen Minuten bis hin zu mehreren Stunden.

Damit werden die Zahlungsmittelfunktion und die allgemeine Verwendung erheblich eingeschränkt. Schließlich führt der derzeit hohe Preis des BTC (besser: Wechselkurs zu Euro oder Dollar) zu Einheiten, die als Rechengröße und als Preisvergleich für Waren völlig ungeeignet sind. So würde ein Liter Milch zu 1,35 Euro für 0,0000135855557164 BTC zu haben sein. Im Ergebnis ist der BTC kein Geld, da er die wesentlichen Geldfunktionen nicht erfüllt. Er ist vornehmlich ein Spekulationsobjekt, eine Wette.

Das Risiko des Blasen-Platzens ist hoch

In Anlehnung an Bundesbankpräsident Joachim Nagel könnte man von einer „Gänsehaut-Währung“ sprechen. Damit wird deutlich, daß eine staatliche strategische BTC-Reserve keinen Sinn ergibt. Im Gegensatz zu Öl, Gas, Kraftwerkskapazitäten oder Getreidevorräten stiften BTC keinen realwirtschaftlichen Nutzen im Krisenfall. Auch ein staatlicher „Rentenfonds Deutschland“ sollte keine BTC-Anlagen vornehmen, da das Risiko des Platzens der Spekulationsblase nicht unerheblich ist.

Bereits die Staatsfonds von Norwegen, China, den Emiraten, Saudi-Arabien, Kuweit und Singapur unterliegen durch ihre teils in Aktien angelegten Gelder größeren Schwankungen. Hinsichtlich der Bundesbank oder der EZB, die ihre Währungsreserven vornehmlich in Dollar, Yen, chinesischen Renminbi sowie Gold und Sonderziehungsrechten anlegen, gelten die genannten Argumente gegen eine BTC-Währungsreserve ebenso.

Hinzu kommt, daß zur Wechselkurssteuerung des Euro eine hohe Liquidität (Marktnähe) der Reserven notwendig ist, um entsprechend schnell handeln zu können. Aufgrund der geringen Marktkapitalisierung des BTC – es handelt sich um eine relativ kleine „Währung“ – würde der Kurs stark ausschlagen.

Der Ankauf von BTC könnte falsche Erwartungen erzeugen

Zentralbank-Interventionen mit dem Ziel, ihre Währung stabil zu halten, würden durchkreuzt. Hinzu kommen spezielle Anforderungen an eine Währungsreserve (Artikel 30 EZB-Satzung), darunter auch Sicherheitsanforderungen, die BTC-Anlagen kaum erfüllen können.

Der Ankauf von BTC durch eine Notenbank könnte zudem Erwartungen erzeugen, daß sie im Falle eines Kurssturzes mit stabilisierenden Interventionen den BTC-Kurs stützen wird. Von daher erscheinen die Vorschläge einer BTC-Reserve als höchst suspekt und eher einer Förderung des „Krypto-Ökosystems“ förderlich. Der Staat bzw. seine Notenbank sollten sich keinen BTC-Ikarus ins Nest setzen.

Aus der JF-Ausgabe 05/25.

Ein Smartphone-Nutzer betrachtet den Bitcoin-Kurs (Symbolbild). Foto: picture alliance / NurPhoto | Jonathan Raa
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