NÜRNBERG. Etwa 90 Prozent der 20- bis 34jährigen Erwerbspersonen ohne Berufsabschluß sind Ausländer. Insgesamt stieg damit die Quote der Erwerbstätigen ohne Ausbildung oder höheren Bildungsabschluß zwischen 2013 und 2024 von 9,9 auf 13 Prozent, wie aus einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervorging. Während es 2013 noch 460.000 Menschen waren, hatten 2024 rund 1,6 Millionen der Erwerbspersonen zwischen 20 und 34 Jahren keinen berufsqualifizierenden Abschluß. Dies entsprach einem jährlichen Zuwachs von durchschnittlich 2,5 Prozent.
Mehr als drei Viertel der angebotenen Stellen erfordern eine abgeschlossene Ausbildung. Allerdings stieg der Anteil der 20- bis 34jährigen ohne Berufsausbildung seit mehr als zehn Jahren konstant an. Auch die Arbeitslosenquote derer ohne Qualifikation liegt mittlerweile bei über 20 Prozent.
Das IAB nennt als möglichen Grund „Verschiebungen in der Bevölkerungsstruktur hin zu Gruppen mit hoher nfQ-Quote (Anmerkung der Redaktion: nfQ bedeutet ’nicht formal Qualifizierte’ und beschreibt die Erwerbspersonen ohne Berufsabschluß), etwa als Folge der starken Zuwanderung“. Der Zeitraum 2013 bis 2024 habe sich durch eine Zunahme von Asylmigranten und erhöhten Zuzug aus EU-Staaten ausgezeichnet.
Besonders Ausländer stechen hervor
Am häufigsten haben Personen mit Pässen aus Asylherkunftsländern keinen Berufsabschluß. Allein sie machten bei den 20- bis 30jährigen Berufstätigen einen Anteil von rund 45 Prozent aus. Die Quote der Erwerbspersonen ohne Berufsabschluß mit deutscher Staatsangehörigkeit stieg zwischen 2013 und 2024 dagegen nur um 1,1 Prozentpunkte auf 9,6 Prozent an.

Auch bei Personen aus der EU ist die Quote derer ohne Berufsabschluß bei 20- bis 30jährigen von 15,6 auf 22,3 Prozent deutlich gestiegen. Bei anderen Drittstaaten ohne EU- oder Asylherkunftshintergrund fiel der Anteil derer ohne Berufsabschluß hingegen kontinuierlich von 25,5 auf 18 Prozent.
Der Anstieg der nicht formal Qualifizierten ist auf demographisch bestimmte Untergruppen zurückführen. Wäre die demographische Struktur im Vergleich zu 2013 unverändert geblieben, so läge die Quote der nicht formal Qualifizierten bei 10,8 Prozent, 2,3 Prozentpunkte unter dem tatsächlichen Wert. Was die IAB-Studie nicht berücksichtigte, ist der rasante Anstieg der Einbürgerungszahlen – vor allem auch aus Asylherkunftsländern, die die Quote der Unqualifizierten bei Deutschen zusätzlich nach oben treiben könnte.

Der Trend könnte sich fortsetzen
„Der Ausbildungsmarkt in Deutschland ist über Jahre hinweg immer weiter ‚ausgetrocknet‘“, resümierte das IAB. Gleichzeitig steige die Zahl der Studenten und der Hilfstätigkeiten. Gerade bei den Hilfsjobs sind oft keine höheren Qualifikationen erforderlich. Jedoch stiegen dort die Löhne zuletzt am stärksten, unter anderem aufgrund der Erhöhung des Mindestlohns im Jahr 2022. Das machte eine Beschäftigung im Niedriglohnsektor attraktiver.
„In einer solchen Situation und vor dem Hintergrund der fortschreitenden demographischen Alterung ist es wichtig, daß alle Potentiale gehoben werden – also immer weniger Menschen ohne Ausbildung bleiben und als entsprechend qualifizierte Erwerbspersonen am Arbeitsmarkt teilhaben“, mahnte das IAB. (rsz)