BERLIN. Auch im dritten Quartal kommt die deutsche Wirtschaft nicht aus dem Tief. Der Einkaufsmanagerindex für die gesamte Privatwirtschaft ist im Juli überraschend stark um 2,3 auf 48,3 Punkte gefallen. Dies teilte der Finanzdienstleister S&P Global mit, der die Erhebung monatlich durchführt. Ökonomen hatten nur einen Rückgang von 50,6 auf 50,3 Zähler erwartet.
Die Zahl 50 ist die Grenze für Wachstum und Schrumpfen. Liegt das Konjunkturbarometer darüber, spricht das für einen bevorstehenden Aufschwung, darunter für einen Abschwung. Nun fällt der Index deutlich unter diese Marke, obwohl Deutschland sich ohnehin in einer Rezession befindet. Im letzten Quartal 2022 und im ersten 2023 war die Volkswirtschaft geschrumpft.
Deutsche Wirtschaft wird in Rezession verharren
Der Einkaufsmanagerindex fällt nun erstmals seit Januar unter die 50-Punkte-Marke. Es ist der dritte Rückgang in Folge und der schlechteste Wert seit acht Monaten. Noch im Mai hatte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) versprochen, daß die „grüne Transformation“ ein „Wirtschaftswunder“ auslöse. Stattdessen trüben sich die Aussichten verschärft ein.
„Die Wahrscheinlichkeit, daß sich die Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte in einer Rezession befindet, ist gestiegen“, sagte der Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, Cyrus de la Rubia. Sein Geldhaus fördert die Umfrage. „Das ist ein schlechter Start in das dritte Quartal für die deutsche Volkswirtschaft.“
Export-Wirtschaft fällt auf Corona-Niveau
Vor allem die Export-Wirtschaft leidet. Bei diesen Unternehmen sank der Einkaufsmanagerindex auf den niedrigsten Stand seit mehr als drei Jahren. Damals, im Mai 2020, hatten die Corona-Maßnahmen weltweit die Konjunktur lahmgelegt.
Da Deutschland die größte Volkswirtschaft in der EU stellt, hat das deutsche Tief auch Auswirkungen auf die gesamte Europäische Union. „Die Europäische Zentralbank wird ihre optimistische Wachstumsprognose für das zweite Halbjahr deutlich senken müssen“, sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. (fh)