ESSEN. Der deutsche Energiekonzern E.on hat angekündigt, seinen Strompreis ab dem 1. Juni um 45 Prozent zu erhöhen. Da der Arbeitspreis in einigen Gebieten Nordrhein-Westfalens (NRW) bei fast 50 Cent pro Kilowattstunde läge, wäre dies eine nötige Anpassung, sagte ein Sprecher des Konzerns der Rheinischen Post. Und das zeitgleich mit dem Abschalten der letzten drei Kernkraftwerke.
Noch in der vergangenen Woche hatte die Grünen-Spitzenpolitikerin Katrin Göring-Eckhardt gegenüber dem MDR behauptet, es sei nun mit sinkenden Strompreisen zu rechnen. „Der Strompreis wird natürlich günstiger werden, je mehr Erneuerbare wir haben“, sagte Göring-Eckardt vergangenen Dienstag dem Sender MDR Aktuell. „Wind und Sonne, die kriegen wir immer zum Nulltarif. Da brauchen wir die Anlagen und die Netze, und deswegen ist das das Entscheidende.“ Atomkraft dagegen sei „teuer, sowohl in der Herstellung, in der Produktion, als auch danach“.
Nach Berechnungen des Vergleichsportals Verivox bedeute dies, daß ein Drei-Personen-Haushalt in NRW ab Juni etwa 2.125 Euro für einen durchschnittlichen Jahresverbrauch von 4.000 Kilowattstunden Strom zahlen müßte.
Die Verbraucherzentrale NRW kritisierte die Ankündigung. „Die Steigerungen, die E.on angekündigt hat, sind sehr drastisch“, sagte eine Sprecherin der Verbraucherzentrale. Da die Energiepreise an der Börse allerdings seit einiger Zeit sinken würden, sei diese Entscheidung für die Bürger besonders ärgerlich.
Strompreiserhöhung sei „unvermeidbar“
Die vom Bund eingeführten Strompreisbremsen könnten den Preisschock nur mildern. „Aber für 20 Prozent des Verbrauchs müssen Verbraucher dennoch den hohen neuen Preis zahlen“, erläuterte die Sprecherin.
Es sei leider „unvermeidbar“, daß sich die teureren Energiekosten „zeitlich versetzt, aber immer noch gedämpft“ in den „Endkundenpreis“ niederschlage, erwiderte der Sprecher des Energiekonzerns. Man habe „überdurchschnittlich lange“ versucht, die teureren Einkaufskosten für den Kunden „abzufedern“.
E.on ist nicht die erste Firma, die einen derartigen Schritt unternimmt. Seit Jahresbeginn haben 98 Grundversorger in NRW Strompreiserhöhungen angekündigt oder durchgeführt. Nach der Darstellung von Verivox um durchschnittlich um 45 Prozent.
Beschwerden bei Bundeskartellamt
Mehr als 1.000 Beschwerden seien seitdem bei Bundeskartellamt eingegangen, wo eine Abteilung zur Mißbrauchsaufsicht bei den Energiepreisbremsen die Arbeit aufgenommen habe, wie Kartellamtschef Andreas Mundt mitteilte.
Die Planung von konkreten Ermittlungsschritten sei bereits weit fortgeschritten. „Es ist alles andere als trivial, unter Tausenden Versorgern mit verschiedensten Tarifen die schwarzen Schafe ausfindig zu machen. Aber wir kommen sehr gut voran“, kommentierte Mundt. (lb)