FRANKFURT/MAIN. Die Bundesregierung wird ihr Ziel von einer Million Ladestationen für Elektroautos bis 2030 wohl deutlich verfehlen. Zu diesem Schluß kommt der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) in seinem Bericht zur Elektromobilität. Tatsächlich müßten dazu jeden Monat 10.000 neue Ladepunkte geschaffen werden, rechnete die NZZ vor. In den vergangenen beiden Jahren habe Deutschland aber monatlich nur 2.000 Stationen neu installiert.
Dennoch zeigte sich Verbandssprecherin Kerstin Andreae sehr erfreut: „Die Geschichte der Elektromobilität ist eine positive“, sagte die Lobbyistin, die zuvor mehrere Legislaturperioden lang für die Grünen im Bundestag saß. Die Vorgabe von einer Million Ladestationen sei sowieso „technisch überholt“, führte Andreae weiter aus. Seit 2019 habe sich die Ladeleistung bei Fahrzeugen und Ladesäulen verdreifacht, wodurch sich mehr Autos einen Ladepunkt teilen könnten.
Neuer BDEW #Elektromobilitätsmonitor zeigt: 2022 war Rekordjahr für den schnellen & dynamischen Hochlauf von E-Pkw und Ladesäulen. Klar ist: „Heute ist nicht die Anzahl der Ladepunkte, sondern die installierte Ladeleistung relevant“, sagt @KerstinAndreae. https://t.co/1uz6TX2E88 pic.twitter.com/VnnILFmHec
— BDEW (@bdew_ev) April 18, 2023
Boom bei Elektroautos ebbt ab
„Es bringt uns nicht weiter, nur die Ladepunkte zu zählen“, sagte der zuständige BDEW-Abteilungsleiter Jan Strobel. Statt der Anzahl komme es auf Auslastung und Leistung der Ladestationen an. Derzeit liege die Auslastung bestehender Ladesäulen tagsüber etwa bei 15 bis 20 Prozent. Das spreche aus Sicht Strobels gegen eine Knappheit. Allerdings liegt das Verhältnis von Elektrofahrzeugen zu Ladestationen derzeit bei 22 zu eins, berichtet die NZZ. 2019 lag dieses Verhältnis noch bei acht zu eins.
Grund ist eine massenhafte Zulassung von Elektrofahrzeugen, mit denen der Ausbau der Infrastruktur nicht mithalten konnte. Allerdings ebbt der Boom stark ab, wie der Lobbyverband einräumte. Rollten im Jahr 2021 noch 83 Prozent mehr neu zugelassene Elektroautos auf deutschen Straßen, waren dies ein Jahr später nur noch 32 Prozent. In diesem Jahr könnte sogar gar kein Wachstum stattfinden, schätzte der BDEW. Als Grund nannten die Mobilitätsexperten neben auslaufenden Subventionen die hohen Stromkosten. (JF)