PARIS. Der mutmaßliche Mörder von drei PKK-Aktivistinnen, Ömer Güney, soll vom türkischen Geheimdienst auf seine Opfer angesetzt worden sein. Das legt sowohl ein Gesprächsmitschnitt als auch ein Textdokument nahe, die im Internet veröffentlicht wurden. Die französische Justiz überprüft nun die Echtheit der Dokumente. Güney selbst, der seit seiner Verhaftung seine Unschuld beteuert, bestreitet, ein solches Gespräch geführt zu haben.
Auf der Tonaufnahme ist ein vermeintliches Gespräch Güneys zu hören, wie er mit zwei Geheimagenten das Attentat in seinen Einzelheiten bespricht. Französische Ermittler sind laut einem Bericht des Spiegel sicher, die Stimme Güneys erkannt zu haben. Hintergrund ist die Hinrichtung der PKK-Aktivistinnen Sakine Cansiz, Fidan Dogan und Leyla Söylemez am 9. Januar 2013. Güney, der in Paris als angeblicher PKK-Sympathisant auftrat, wird verdächtigt, die drei Frauen aus der Nähe mit einer schallgedämpften Pistole Kaliber 7,65-Millimeter erschossen zu haben.
Verfassungsschutz schränkt Zusammenarbeit mit türkischem Dienst ein
Ging die Polizei zunächst von einem Krieg zwischen Kurden aus, ergaben sich schnell Unstimmigkeiten. So trat Güney erst seit 2011 in der Pariser kurdischen Gemeinde auf. Davor lebte er acht Jahre in Bayern, wo er Kontakt zu türkischen nationalistischen Kreisen gehabt haben soll. Brisant ist auch das veröffentlichte Textdokument, welches vom türkischen Geheimdienst stammen soll. Es befielt die Liquidierung von Cansiz durch einen Agenten. Gezeichnet wurde es von mehreren Beamten des Dienstes, die tatsächlich für Kurdenangelegenheiten zuständig sind.
Das Papier wird vom Bundesverfassungsschutz mit einiger Wahrscheinlichkeit für echt gehalten. „Sollte es eine Fälschung sein, ist es eine täuschend echte“, sagte ein hochrangiger Beamter dem Magazin. Als erste Reaktion schränkte der Dienst die Zusammenarbeit mit dem türkischen Geheimdienst ein. „Besondere Vorsicht“ solle „bei der Weitergabe personenbezogener Daten“ beachtet werden. Güney soll einen Tag vor dem Mord dreihundert neue Mitgliedsanträge mit dem Mobiltelefon fotografiert und an eine Nummer in der Türkei geschickt haben. (FA)