BERLIN. Die Ratingagentur Standard & Poor´s hat der Europäischen Union mit einer Herabstufung ihrer Kreditwürdigkeit gedroht. Vor Beginn des Euro-Krisengipfels in Brüssel teilte die Agentur mit, die langfristige AAA-Bewertung werde von stabil auf negativ gesetzt. Die Chancen für eine Herabstufung innerhalb der kommenden drei Monate liegen damit bei fünfzig Prozent.
Zuvor hatte Standard & Poor´s bereits wegen der andauernden Schuldenkrise angekündigt, die Einschätzung von 15 Mitgliedsstaaten der Euro-Zone, darunter Deutschland und Frankreich, zu überprüfen und diese gegebenenfalls herabzustufen. Deutschland könnte dadurch seine Top-Bonität AAA einbüßen. Damit müßte die Regierung höhere Zinsen bezahlen, wenn sie Kredite aufnimmt.
Die Herabstufung könnte zu einer Abwertung des Euro-Rettungsschirms EFSF führen. Dessen derzeitige Bewertung von AAA könnte um zwei Stufen sinken, wenn einige Euro-Länder ihre Bestnoten verlieren. Ihre Entscheidung will die Ratingagentur auch vom Ergebnis des am Donnerstag beginnenden Euro-Gipfels abhängig machen.
Zentralbanken prüfen Druck-Kapazitäten für nationale Währung
Gleichzeitig kündigte Standard & Poor´s an, einige europäische Großbanken stärker ins Visier zu nehmen und unter Beobachtung („CreditWatch“) zu stellen. Zu den betroffenen Kreditinstituten zählen auch die Deutsche Bank und die Commerzbank.
Unterdessen berichtet das Wall Street Journal, in einigen Euro-Mitgliedsstaaten, darunter Irland, prüften die Zentralbanken derzeit, ob ihre Kapazitäten ausreichen, im Falle eines Scheitern des Euro schnellstmöglich wieder eine nationale Währung zu drucken. (krk)