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Aus für Leuchttürme im Silicon Saxony

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Die Hiobsbotschaft kam am vergangenen Freitag: Die Infineon-Tochter Qimonda hat Insolvenz angemeldet. Betroffen sind Standorte des Speicherchipherstellers in Dresden, München und Portugal. Die Pleite war vorhersehbar. Weltweite Überproduktion und der Dollar-Verfall sorgten schon im Sommer 2007 für einen Umsatzeinbruch bei der Qimonda AG, in dessen Folge der Infineon-Konzern in die Verlustzone rutsche. Die Investitionspläne für 2008 wurden drastisch reduziert. Damals versicherten die Verantwortlichen noch, daß dies keine negativen Auswirkungen auf den Standort Dresden habe, wo sich die führenden Qimonda-Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen sowie eine Infineon-Produktionsstätte mit insgesamt rund 3.200 Mitarbeitern befinden. Seitdem hatte sich die Situation immer mehr zugespitzt. Während der Freistaat Sachsen und Portugal bereit waren, das Unternehmen mit Steuergeldern im dreistelligen Millionenbereich zu stützen, wahrte der Mutterkonzern Infineon Abstand und sagte lediglich 75 Millionen Euro Hilfe zu. Die Dresdner Staatsregierung hatte das Doppelte verlangt. Ein Signal, das weniger die schwarz-rote Regierungskoalition als die CDU-Landtagsfraktion wahrnahm. Diese verweigert bisher ihre Zustimmung zu einem Nachtragshaushalt, der die 150 sächsischen Millionen eines insgesamt 325 Millionen Euro umfassenden Darlehens absichern sollte. „Wir wollen helfen, dürfen aber nicht in die Rolle der Wirtschaft selbst schlüpfen“, sagte Fraktionschef Steffen Flath. Auch müßten die Risiken überschaubar bleiben. Nicht wenige Christdemokraten befürchteten, daß Qimonda ein Faß ohne Boden werden würde. Zwar hatte Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) immer wieder versichert, es gehe nicht um eine Rettung von Qimonda um jeden Preis, aber die Halbleiterindustrie in Dresden habe eine strategische Bedeutung für Maschinenbau, Autoindustrie und Biotechnologie. Zudem zeigt der Fall Qimonda, daß trotz radikaler Kostensenkung, Stellenstreichungen und Umstellung auf das neueste Fertigungsverfahren Buried-Wordline  die Krise in der Halbleiterindustrie nicht gebannt werden kann. Analysten rechneten für 2009 mit weiteren gravierenden Umsatzeinbußen. Sollte Qimonda (etwa ein Zehntel der Weltproduktion) aber ausfallen, sähe es ganz anders aus. Die Preise könnten steigen und vor allem den Hauptkonkurrent Samsung (Südkorea) zurück in die Gewinnzone führen. Dresden und die sächsische Bergstadt Freiberg sind Europas größter Standort der Halbleiterindustrie und zählen zu den fünf weltweit führenden Regionen dieser Branche. Bisher war der Freistaat stolz darauf, daß jeder fünfte weltweit verkaufte Mikrochip aus dem Großraum Dresden kam. Nun droht das mit enormen Anschubfinanzierungen aus den Überresten der DDR-Mikroelektronik-industrie geschaffene „Silicon Saxony“ für den sächsischen Steuerzahler richtig teuer zu werden. Ausgerechnet bei den Leuchttürmen der rund 750 Mikroelektronik- und IT-Unternehmen mit mehr als 20.000 Mitarbeitern jagen seit Monaten eine schlechte Nachricht die nächste. Erst mußte der US-Konzern Advanced Micro Devices (AMD) die Mehrheitsanteile der in Dresden – Gesamtinvestition am Standort über acht Milliarden Dollar – ansässigen Halbleiterwerke Fab 36 und Fab 30/38 sowie das Dresdner Design Center an Investoren aus dem Emirat Abu Dhabi verkaufen, jetzt steht Qimonda vor dem Aus. Nach Angaben der Linksfraktion im Landtag haben AMD, Infineon und Qimonda in Dresden bisher 2.200 Stellen gestrichen. Sachsen versucht sein „Silicon Saxony“ nicht nur mit Krediten und Bürgschaften zu retten, sondern auch mit Investitionen in die Forschung. Rund 50 Millionen Euro lassen sich die EU, Bund und Freistaat den Aufbau eines Fraunhofer-Instituts kosten, das superschnelle und energieeffiziente Mikrochips in dreidimensionalen Strukturen entwickeln soll. Schon bisher konnte Sachsen auf sein Netzwerk von Forschungseinrichtungen, großen Unternehmen sowie einem gut ausgebauten Zuliefererbereich stolz sein. „Die Chancen der Halbleiterindustrie gestalten sich am Standort Sachsen äußerst positiv“, sagte der damalige Ministerpräsident Georg Milbradt anläßlich der Jahrestagung „Halbleiter-Industrie 2007“. Welche Bilanz Nachfolger Tillich im Februar  ziehen kann, wenn das nächste Strategietreffen der europäischen Halbleiterindustrie in Dresden stattfindet, entscheidet sich bald. Zumindest kann der Sachsen-Premier verkünden, daß unlängst im Erzgebirge große Indium-Lagerstätten entdeckt wurden. Das Metall ist selten, teuer und eine Hauptgrundlage für die Chip-Industrie. Foto: Qimonda-Mitarbeiter in Dresden: „Wir dürfen aber nicht in die Rolle der Wirtschaft selbst schlüpfen“

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