Es gibt immer noch Leute, die nicht verstehen, was Tatsache ist: Den Wald erhält man am besten dadurch, daß man Bäume fällt, wenn sie hiebreif sind, und daß man den umweltfreundlichen Rohstoff Holz auf vielfältige Weise nutzt. Die Arbeitsgemeinschaf Deutscher Waldbesitzerverbände (AGDW) hat dies so ausgedrückt: Das Nutzen von Holz sei für den Wald wie eine Pflegeversicherung. In der Tat, nur mit den Erlösen aus dem Verkauf von Holz läßt sich der Wald so pflegen und erhalten, wie ihn sich die Waldbesucher in Deutschland wünschen. Eingeschlagen wird aber immer nur soviel, wie nachwächst. Man nennt das nachhaltige Forstwirtschaft. Seit Jahren ist der Holzzuwachs in deutschen Wälder sogar weit größer als der Holzeinschlag (JF 46/05). Geerntet werden derzeit nur zwei Drittel des jährlichen Zuwachses. Die Waldfläche in Deutschland hat in den letzten fünfzehn Jahren um über 50.000 Hektar zugenommen. Das ist eine Fläche von etwa der Größe der Mittelmeerinsel Ibiza. Deutschland hat sogar die größten Holzvorräte in der gesamten Europäischen Union: 3,38 Milliarden Kubikmeter. Für Ute Seeling, Geschäftsführerin der AGDW, steigern regelmäßige forstwirtschaftliche Maßnahmen von Jugend an auch die Vitalität und Abwehrkräfte der Waldbestände gegen Witterungseinflüsse und Schädlinge. Selbst angesichts des wenig zufriedenstellenden Gesundheitszustandes des Waldes könne heimisches Holz durchaus mit gutem Gewissen genutzt werden. Das ist sogar zwingend notwendig, denn ohne Holzeinschlag und Holzverkauf verwahrlost der Wald. Nach Angaben der AGDW hat sich der Gesundheitszustand des deutschen Waldes gegenüber dem Vorjahr in einigen Bereichen leicht verbessert. Laut dem im Januar veröffentlichten Waldzustandsbericht 2005 (JF 6/06) hat sich der Kronenzustand speziell in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Nordrhein-Westfalen, Bayern, Rheinland-Pfalz und Sachsen verbessert. Doch insgesamt weisen die Bäume auf 29 Prozent der Gesamtfläche schwere Schäden auf. Schon vor einem Jahr hatte die AGDW-Chefin deshalb gefordert: „Beim jetzigen Waldzustand eine Einschränkung der Bewirtschaftung zu fordern, würde wirken wie ein Abzug des Pflegepersonals von der Intensivstation“. In der AGDW sind die privaten und kommunalen Waldeigentümer organisiert. Sie repräsentieren 66 Prozent des Waldes in Deutschland. Diesen Wald bewirtschaften insgesamt mehr als 1,3 Millionen Eigentümer. Holz spielt als nachwachsender Werk- und Brennstoff zusehends eine größere Rolle, denn fossile Rohstoffe sind nicht unbegrenzt verfügbar und werden knapper und teurer. Ute Seeling: „Wir können es uns deshalb nicht mehr leisten, Holz im Wald verrotten zu lassen.“