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Falsche Auslese

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Das Medienecho auf das Urteil des Bundesverfassungsgerichts war fast einhellig. Von FAZ bis hin zur taz wurde gejubelt: Nun sei der Weg für Studiengebühren endlich „frei“. Die Mehrheit der Deutschen ist anderer Ansicht: Laut ZDF-Politbarometer plädierten nur 16 Prozent für generelle Studiengebühren. Gebühren für „Langzeitstudenten“, wie es sie bereits jetzt gibt, unterstützen hingegen 65 Prozent. Und Volkes Meinung hat einige Argumente auf ihrer Seite. Durch Studiengebühren stünde den Unis endlich mehr Geld zur Verfügung – behaupten die Befürworter. Das ist vielleicht in den ersten Jahren der Fall. Doch angesichts der Finanzmisere bei Bund und Ländern sind Studiengebühren ein willkommenes Mittel, die Etats zu entlasten. Und dies ist bitter nötig – allein die Pensionslasten, für die keine Rücklagen gebildet wurden, stellen die Finanzminister vor eine Herkules-Aufgabe. Die Studiengebühren werden steigen: „Klar ist, daß 500 Euro nur der Einstieg sein können“, verriet DIW-Chef Klaus Zimmermann dem Handelsblatt. In fünf Jahren werden es etwa 2.500 Euro pro Semester sein – im internationalen Vergleich immer noch wenig: „Spitzenhochschulen in den USA verlangen von ihren Studenten pro Semester 30.000 bis 40.000 Dollar“, so Zimmermann. Mal abgesehen davon, daß in den – laut Pisa-Studie – Bildungshochburgen Finnland und Schweden das Studium kostenlos ist, stellen sich bei solchen Gebührenhöhen grundlegende Gerechtigkeitsfragen: Soll wie bisher der Steuerzahler je nach seinem Einkommen, die Kosten für Schulen (hier kündigt sich die nächste „Gebührenfrage“ an) und Universitäten tragen? Soll statt Qualifikation nun der Geldbeutel der Eltern über die Bildungschancen mitentscheiden? Selbst wenn bald Studienkredite angeboten werden – ein Gebührenstudium wird teuer. Laut vorsichtigen Berechnungen der KfW-Bank droht Studenten ein Schuldenberg zwischen 65.000 und 90.000 Euro. Kommen Zinsrisiko und Ausfallbürgschaft noch hinzu, könnten es im Extremfall sogar über 125.000 Euro werden – sprich 27 Jahre lang monatlich 350 Euro. Mit einer solchen Last kann ein Absolvent aus der „Unterschicht“ vielleicht Karriere als Angestellter machen – der Schritt in die Selbständigkeit ist so fast ausgeschlossen. Und die Familiengründung wird weiter erschwert- nicht jeder Akademiker ist „Besserverdienender“. Dafür wird der öffentliche Dienst attraktiver – hier zahlt der Staat die Ausbildung, der freien Wirtschaft gehen hingegen Talente verloren. Besonders belastet werden Kinder aus der Mittelschicht: „zu reich“ für großzügige „Armen-Stipendien“, aber „zu arm“, um mit den Vermögenden mitzuhalten. Zudem drohen weitere Lasten: Private Altersvorsorge, Pflegeversicherung oder die „Kopfpauschale“ in der Krankenversicherung. Dies sorgt aber weder Millionäre noch Hartz-IV-Empfänger. Subventionsabbau statt Studiengebühren und Bildungsoffensive statt Eigenheimzulage – das wäre der richtige Weg. Und um Faulenzer von den deutschen Unis fernzuhalten, müßte nur die Zulassungs- und Prüfungsordnung entsprechend strenger gestaltet werden.

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