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Die Tücken der Wasserkraft

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Klimaschutz und Artenschutz hängen eng zusammen – diese Erkenntnis präsentiert das Umweltbundesamt (UBA) in einer aktuellen Studie. Wer allerdings die englische Sprache nicht perfekt beherrscht, erfährt nicht, wie die heimische Artenvielfalt geschützt werden kann: Die deutsche Umweltbehörde publiziert den UBA-Leitfaden „Integration of Biodiversity Concerns into Climate Change Mitigation Activities“ bislang nicht auf deutsch. Das ist schade, denn das UBA weist auf 70 Seiten nach, daß einige gutgemeinte Umweltschutzmaßnahmen, die darauf zielen, den Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen die Atmosphäre zu verringern, gleichzeitig die biologische Vielfalt gefährden. Ökologen wissen seit langem: Es sind Tier- und Pflanzenarten, die den Haushalt der Biosphäre stabilisieren – und den der Atmosphäre. Neben den Ozeanen sind es vor allem Wälder, die beispielsweise Kohlenstoff (des klimarelevanten CO2) speichern und den Wasser- und Energiehaushalt regulieren. Daß der Zusammenhang nicht wegzudeuten ist, belegt auch das Abkommen über biologische Vielfalt von 1992, welches in Rio de Janeiro 178 Regierungsvertreter im Eifer der Umwelteuphorie unterzeichnet haben – allerdings ohne zu wissen, wie sie es in die Praxis umsetzen wollen. Doch was bedeutet Biodiversität (Artenvielfalt) überhaupt? In welchem Bezug steht sie zur Klimastabilität? Auf welchen Ebenen versuchen umweltpolitische Akteure Klimaschutz via Artenschutz umzusetzen? Welche Instrumente haben sie dazu zur Verfügung, und letztens welche Chancen haben diese Bemühungen? Der Fachbegriff Biodiversität meint nicht nur die genetische Vielfalt von Tier- und Pflanzenarten, sondern auch die Vielfalt innerhalb einer Art sowie die von Lebensräumen (Ökosystemen) – und das gilt sowohl in lokalem wie globalem Maßstab. Der Definition von Ökologie als der „Lehre vom Haus“ entspricht der Gedanke, daß alle Stockwerke dieses Hauses intakt sein müssen. Weil das Ökosystem einen geschlossenen Kreislauf bildet, müssen alle ihre Elemente gestärkt werden – nach dem Motto: Eine Kette ist so stark wie ihr schwächstes Glied. Täglich sterben 130 Arten aus, die meisten unerforscht Politikern und Entscheidungsträgern wird die Metapher dieser Kette zunehmend bewußt, wenn sie an bisher unbeachteten Stellen Projekte initiieren. Weil Klima und Artenvielfalt aber globale Güter sind, muß auch ihr Schutz auf globaler Ebene ansetzen. Denn sowenig CO2 in der Luft über Landesgrenzen haltmacht, so sehr verteilt sich die Artenvielfalt quer über den Erdball. Nichtsdestotrotz sterben täglich 130 Arten aus, die meisten davon unbekannt und wissenschaftlich noch nicht erfaßt. Weltweit stehen derzeit 5,3 Prozent der Landesfläche unter Naturschutz, Umweltschützer aber fordern 20 Prozent. Unterstützung bekommen sie von der Klimalobby, die auf wärmere Temperaturen, veränderte Niederschläge, Dürren, Hochwasser und andere Wetterextreme hinweist, wobei die prognostizierten Konsequenzen von Region zu Region variieren. Bei den EU-weiten Bemühungen, das Artensterben zu stoppen, werden Instrumente vorgeschlagen wie Treuhandfonds, Ökosponsoring, Produktzertifizierungen (wie bei Tropenholz), Bodenrecht oder Informationsmanagement. Für Vielfalt statt Monokultur sollten auch die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) oder der Aktionsplan für Biodiversität in der Landwirtschaft sorgen, der eine artenreichere Frucht- und Viehzucht fördert. Daß Monokulturen zunächst effizient, bei Schädlingsbefall aber schnell vernichtet sind, darauf weist auch UBA-Präsident Andreas Troge im Rahmen der Studie hin: „Einige Projekte stellen eine ernste Gefahr für die biologische Vielfalt dar, zum Beispiel das Aufforsten mit schnellwachsenden gebietsfremden oder gentechnisch veränderten Baumarten oder der Aufstau natürlicher Gewässer zur Energienutzung.“ Positiv sei dagegen, die standorttypische Vegetation aufrechtzuerhalten oder wiederherzustellen – eben weil sie artenreicher ist. Außerdem speichern Wälder auf Dauer mehr Kohlenstoff und sind stabiler gegenüber Störungen. Zuletzt stellt sich die Frage, wie die Biodiversität im eigenen Lande gesichert werden kann. Laut UBA-Studie reagieren in Deutschland Pflanzen und Tiere bereits auf Klimaveränderungen in der heimischen Natur. Pflanzen blühen und fruchten früher, Zugvögel ziehen im Winter nicht mehr fort. Viele Arten verändern ihr Verhalten, passen ihren Lebensrhythmus an oder verschieben ihre Verbreitungsgebiete. Insgesamt erwartet man, daß heimische Arten sich anpassen, verschwinden und neue Arten einwandern. „In Deutschland könnten zwischen fünf und 30 Prozent der Arten aussterben. Wenn eine Reduktion der Klimaerwärmung nicht gelingt, können nur größere, vernetzte Schutzgebiete genügend Ausweich- bzw. Wanderungsmöglichkeiten bieten“, so Hartmut Vogtmann, Präsident des Bundesamtes für Naturschutz. Welche Chancen bestehen nun, Aspekte der Biodiversität im Rahmen von Klimaschutzabkommen zu berücksichtigen – ein Vorhaben, zu dem immer mehr, noch lange aber kein vollständiges Wissen vorliegt? „Um die heimische Tier- und Pflanzenwelt nicht einem Experiment mit ungewissem Ausgang zu unterziehen, ist es erforderlich, den Klimaschutz weiter voranzutreiben“, so Vogtmann. Besondere Wirkung verspricht er sich von der naturverträglichen Nutzung erneuerbarer Energien. Denn sie verbraucht weder allzu stark biologische Ressourcen, noch belastet sie die Atmosphäre durch Emissionen. Doch „der Aufstau natürlicher Gewässer zur Energienutzung“ – sprich die erneuerbare Energie Wasserkraft – ist laut UBA „eine ernste Gefahr für die biologische Vielfalt“. Nicht nur an Energieeinsparung geht daher kein Weg vorbei. Denn daß die „Grenzen des Wachstums“ längst erreicht sind, dokumentierte schon 1972 der „Club of Rome“. Was in der von 17 Wissenschaftlern des Massachusetts Institute of Technology (MIT) erstellten Studie „Limits to Growth“ steht, hat noch heute Gültigkeit: „Stärker als je zuvor tendiert die Menschheit gegenwärtig zu beschleunigtem Wachstum der Bevölkerung, rascherer Nutzung von Boden, Steigerung von Produktion, Verbrauch und Erzeugung von Schadstoffen.“

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