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Den Anschluß verloren

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Die deutschen Automobilhersteller haben im Bereich Umweltschutz ihre Spitzenstellung eingebüßt. Im aktuellen Umwelttest des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) siegte der strom- und benzingetriebene Toyota Prius. Auf dem zweiten Platz der allgemeinen Liste landete der Kleinwagen Daihatsu Cuore 1.0 Plus vor dem Opel Corsa Eco 1.0 aus derselben Klasse. Die nächsten Plätze belegen wiederum Japaner (Toyota Yaris 1.0 ECO, Suzuki Alto, Daihatsu Sirion 1.0 Plus, Honda Civic IMA). Seit 1996 mußten die deutschen Hersteller erstmals ihren Spitzenplatz anderen überlassen. Vor allem aus zwei Gründen: Zum einen hat Volkswagen den Gewinner der beiden vergangenen Jahre, den Lupo 1.4 FSI-Benziner, inzwischen vom Markt genommen. Zum anderen sind Dieselfahrzeuge ohne Rußfilter gar nicht erst bei der Wertung beachtet worden. VCD-Verkehrsreferent Gerd Lottsiepen begründete die Entscheidung des Clubs medizinisch und ökonomisch: Rußpartikel seien krebsverursachend und daher sehr schädlich für den Menschen, und „Diesel ohne Filter sind schmutzige Technik von vorgestern, die in den nächsten Jahren schnell an Wert verlieren wird“. Nach wie vor ist es nicht zu verstehen, wieso deutsche Automobilbauer die Entwicklung von Partikelfiltern verschlafen haben. Im vergangenen Jahr kam keines der 14 Autos mit Rußfilter aus deutscher Fertigung. Im dem Land der getrennten Mülltonnen und des grünen Über-Ich eigentlich ein Skandal! Daß die Partikel- und Stickoxid-Problematik nicht nur ein reines Umweltthema ist, zeigt die Untersuchung von Heinz-Erich Wichmann durch die „Gesellschaft für Strahlenforschung“ (GSF-Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit) in Neuherberg. Wichmann geht davon aus, daß von den 800.000 Todesfällen, die jährlich in Deutschland registriert werden, bis 19.000 den Abgasen aus Dieselfahrzeugen zu „verdanken“ seien. Das Umweltbundesamt (UBA) fordert daher schon seit einiger Zeit strengere Grenzwerte. Den teuren Drei-Liter-Lupo von VW wollte kaum jemand Der nunmehrige Listenerste Toyota Prius schaltet als Hybridfahrzeug je nach Einsatzgebiet von Elektro- auf Benzinantrieb um und kommt so auf einen Normverbrauch von 4,3 Litern Benzin auf 100 Kilometer. Dabei muß man sich nicht in einen Kleinwagen quetschen, denn der Prius gehört in die Kategorie der Mittelklassewagen und ist voll familientauglich. Leider muß man für das gute Gewissen und den günstigen Benzinverbrauch zunächst tief in seinen Geldbeutel greifen: Die Anschaffung des kleinen Prius kostet laut VCD über 23.000 Euro. Bei den hohen Spritpreisen rechnet sich die Investition trotzdem, wenn man ein Auto nur nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten kaufen würde. Bekanntlich ist das meist nicht der Fall: Die Käufer verbinden die Blechkarosse unverändert mit viel Gefühlen. Macht, Schönheit und Erfolg wollen die meisten ihren Mitmenschen suggerieren, wenn sie sich hinters Steuer setzen. Nicht umsonst mußte Volkswagen seinen mit Spitzentechnologie vollgestopften Drei-Liter-Lupo wieder vom Markt nehmen. Wer fährt schon gerne für viel Geld in einem Kleinstwagen? Dabei nehmen es die Wolfsburger mit dem Umweltschutz durchaus ernst. In der aktuellen Wertung konnten sie ihren ersten Platz beim Umweltmanagement der Hersteller behaupten. Der VCD hat seine Wertung zusätzlich in die üblichen Automobilklassen unterteilt. Dadurch kommen auch die Deutschen etwas besser weg. Bei den Kompakten konnten auch Audi mit dem A2, Ford mit den Typen Focus 1.8 CNG, einem Erdgas- und Benzinfahrzeug, dem Fusion 1.4 und dem Focus 1.6 punkten. Bei den Familienautos schafften es die Typen VW Golf 2.0 Variant BiFuel und Golf/Bora 1.6 FSI Variant unter die ersten zehn. In der Kategorie der Kleinbusse, den sogenannten Mini-Vans, überzeugten der erdgasbetriebene Opel Zafira 1.6 CNG, das neue VW Modell Touran 1.6 FSI und der Opel Zafira 1.6 Ecotec. Bemerkenswert ist, daß zum Beispiel der Stadtflitzer Smart in der Wertung keine Rolle spielt. Gleiches gilt für die A-Klasse von Mercedes-Benz, bzw. den BMW Mini. Entwicklungskosten müssen über den Verkaufspreis wieder eingenommen werden, daran besteht kein Zweifel. Insofern kann man verstehen, wenn die besonderen Spartechnologien ihren Preis haben. Allerdings hat man nicht selten den Eindruck, daß die Konzerne Sparsamkeit noch immer nicht für eine Tugend halten, die von vielen Kunden genutzt werden sollte. Die Spitzentechnologie beim Spritverbrauch scheint eher etwas fürs gute Image zu sein – oder für einige „Öko-Spinner“. Darauf kann man zumindest schließen, wenn man die Verkaufsaktionen der vergangenen Monate verfolgte: Eine Klimaanlage wurde da schnell kostenlos „draufgelegt“, obwohl sie den Verbrauch erhöht, und obwohl einer der Gründe für die Flaute im Autogeschäft der teure Treibstoff ist. Nirgendwo wurden die besonders sparsamen Modelle beworben, gleichwohl wäre genau das logisch. Insofern kann es auch nicht ganz stimmen, daß die Konzerne keinen Einfluß auf das Kaufverhalten ihrer Kunden haben. Auch die Politik könnte hier stärker eingreifen. Statt den Treibstoff pauschal zu besteuern, könnte man eine nach Verbrauch gestaffelte Steuerklasse entwickeln. Mit der unterschiedlichen Kfz-Steuer je nach Abgasnorm gibt es diese Klassifizierung schon, aber sie ist nicht wirkungsvoll. Moderne „Benzinfresser“ wie zum Beispiel der geländegängige VW Touareg können immer noch steuerbegünstigt als Nutzfahrzeuge gehalten werden. Auch die Ökosteuer, die ebenfalls nach dem Gießkannenprinzip für alle Verbraucher gültig ist, hat bisher vor allem zu einem deutlichen Anstieg der Dieselfahrzeuge geführt.

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