Fritz Schenk starb am 4. Mai im Alter von 76 Jahren an den Folgen eines zwei Wochen zuvor erlittenen Herzinfarktes. Am 14. April erschien in der JUNGE FREIHEIT seine letzte Kolumne, die er unter dem Titel „Die Woche“ seit August 2004 regelmäßig für unser Blatt schrieb. Ohne jede Vorwarnung riß der Tod diesen leidenschaftlichen Journalisten aus unserer Mitte. Fritz Schenk gehörte zu der kleinen Zahl wirkmächtiger deutscher Publizisten, die in ihrem Beruf aufrecht um die deutsche Einheit gekämpft haben. Bekannt wurde er in seiner Funktion als Ko-Moderator des legendären ZDF-Magazins neben dessen Schöpfer Gerhard Löwenthal. Beide – Löwenthal und Schenk – nahmen in diesem politischen Magazin alle zwei Wochen das Unrechtsregime der DDR und die Probleme der deutschen Teilung mit glänzend recherchierten Beiträgen ins Visier. Die Beschimpfung als „Kalte Krieger“ nahmen sie im Kontext der Blockkonfrontation als Kompliment. Niemand sonst hat die Menschenrechtslage und den wirtschaftlichen Niedergang im Ostblock schärfer und frühzeitiger analysiert als die Macher des ZDF-Magazins. Pikanterweise wurde das Magazin ausgerechnet ein Jahr vor dem Mauerfall von der Senderverantwortlichen gekippt. Fritz Schenk arbeitete danach bis zu seiner Pensionierung 1993 als Chef vom Dienst der ZDF-Chefredaktion. Wenn man ihn zu Hause in seiner Frankfurter Wohnung besuchte, liefen oft die Nachrichtenkanäle von ZDF und Phoenix. Bis zuletzt blieb er der alte Nachrichtenmann. Lief ein Mikrophon oder – noch besser – eine Kamera, kamen von ihm wie aus der Pistole geschossen gestochen scharfe und sendefähige Sätze. Wer die alten ZDF-Magazin-Sendungen kannte, dem liefen dann beim Klang seiner Stimme Schauer über den Rücken. Immer wieder betonte er, daß das Wesen des Journalismus, wie er ihn gelernt und praktiziert hatte, die Kenntnis harter Fakten voraussetzte. Der Verfall journalistischer Sorgfalt stieß ihm am bittersten in der skandalösen Affäre um den CDU-Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann auf. Hier wurde ein Mensch in Unkenntnis der Faktenlage durch Medien und Politik vernichtet. Deshalb stieg Schenk in den Ring, gründete eine Solidaritäts-Initiative und schrieb ein Buch („Der Fall Hohmann“), das diesen Skandal minutiös als solchen entlarvte. Bei der Berichterstattung über diesen „Fall Hohmann“ haben wir sehr eng zusammengearbeitet, und ich habe ihn oft in Frankfurt besucht. Ergebnis dieser kameradschaftlichen Zusammenarbeit war auch die Idee für die Initiierung des Gerhard-Löwenthal-Preises für Journalisten, die wir mit ihm und der Witwe Löwenthals verwirklichten. Bei den Preisverleihungen 2004 und 2005 rief er den Geist des journalistischen Wirkens Löwenthals in eindringlichen Worten in Erinnerung. Fritz Schenk hat Beispiel gegeben gegen Opportunismus und Anpassung im deutschen Journalismus. Mit ihm verliert Deutschland einen Publizisten, der sich mit seinem Einsatz für Einheit und Freiheit Deutschlands, freiheitlichen Journalismus und sein Engagement gegen jede totalitäre Politik um die Nation verdient gemacht hat.