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Viele offene Fragen

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Was verbindet die Publizisten und Journalisten Nafeez M. Ahmed, Thierry Meyssan, Andreas von Bülow, Mathias Bröckers? Sie alle sind der Überzeugung, daß die Regierung Bush und die US-Geheimdienste, allen voran die CIA, die maßgeblichen Drahtzieher hinter den Terroranschlägen des 11. September 2001 gewesen sind. Mit diesen Anschlägen als alles überragendes Argument, so deren These, versucht die Regierung Bush seit dem 11. September die geopolitische Landkarte neu zu zeichnen. Diese Unterstellung versuchen viele Verschwörungstheoretiker des 11. September vor allem mit den vielen Ungereimtheiten zu untermauern, die die „offizielle Version“ über die Vorgänge dieses Tages bis heute in sich birgt. Zu nennen ist hier zum Beispiel der Umstand, daß die Vereinigten Staaten bis zum Morgen des Anschlags angeblich völlig unwissend waren, dann aber innerhalb von 48 Stunden die Täter, sprich: Osama bin Laden und sein angeblich omnipräsentes Terrornetzwerk „al Qaida“, präsentieren konnten. Weiter soll es Warnungen an die Adresse der Regierung Bush im Vorfeld der Anschläge gegeben haben, unter anderem durch den israelischen Geheimdienst Mossad. Wie mit diesen Hinweisen umgegangen wurde, ist bis heute offen. Einige der Täter sollen sich nach den Anschlägen als lebend gemeldet und mit Vehemenz bestritten haben, daß sie daran beteiligt waren. Bin Laden selbst erklärte kurze Zeit danach in einem Interview mit dem pakistanischen Magazin Ummat, daß er mit den WTC-Anschlägen nichts zu tun habe. Die USA präsentierte später ein Video, das angeblich irgendwo in Afghanistan gefunden worden sein und in dem sich Bin Laden der Anschläge gerühmt haben soll. Laut dem Politik-Magazin „Monitor“ sollen entscheidende Passagen in diesem Video, das überdies eine extrem schlechte Qualität hat, falsch übersetzt worden sein. Angreifbar hat sich die Regierung Bush auch deshalb gemacht, weil sie keine der vielen offenen Fragen zum 11. September 2001 im Rahmen eines offiziellen Untersuchungsausschuß hat klären lassen; angeblich deshalb, weil alle Kräfte im Antiterrorkrieg benötigt würden. Irritieren mag auch, daß die Task Force Bin Laden im Frühjahr 2002 durch Präsident George W. Bush aufgelöst wurde. Ein anderer Fragenkomplex, den der Ex-taz-Redakteur Bröckers in seinen beiden Büchern zum 11. September zu Recht immer wieder anspricht, sind die nachprüfbaren, signifikanten Steigerungen von Put-Optionen (spekulative Aktiengeschäfte) auf die US-Fluglinien United Airlines, American Airlines und andere vom 11. September betroffene Firmen im Vorfeld der Anschläge. Ein Teil der Gewinne wurde nach dem 11. September bei den Banken nicht eingefordert. Hier liegt zumindest der Verdacht auf kriminellen Insiderhandel vor, dem bis heute nicht nachgegangen wurde. Deshalb ist auch die Frage, wer sich aufgrund welcher Motive an diesen Aktienspekulationen beteiligt hat, nach wie vor ungeklärt. Erscheinen die Fragen, die seitens bestimmter „Verschwörungstheoretiker“ in diesem Zusammenhang gestellt werden, noch halbwegs plausibel und gerechtfertigt, können andere Behauptungen nicht anders als abenteuerlich genannt werden. Vor allem die hiermit verbundenen Spekulationen sind es, die den verschiedenen Verschwörungs-Publizisten zum 11. September den Ruf eingebracht haben, „Phantasten“ zu sein. In diesem Zusammenhang ist zum Beispiel der Anschlag auf das Pentagon zu nennen. Autoren wie Thierry Meyssan, Gerhard Wisnewski und auch Alexander K. Dewdney, ein Mathematik- und Informatik-Professor, sind der Meinung, daß das Pentagon nicht von einem Flugzeug getroffen wurde, sondern durch eine US-Rakete. Als Argument dient hier unter anderem der Hinweis darauf, daß das Loch in der Außenmauer des Pentagon zu klein gewesen sei bzw. daß die etwa sechs Tonnen schweren Triebwerke der Boeing ein ganz anderes Schadensszenario hätten verursachen müssen. Nicht zuletzt wird in Zweifel gezogen, daß die Trümmer, die auf den Bildern des Pentagon-Anschlages zu sehen sind, tatsächlich von einem Flugzeug stammten. Mit anderen Worten: Unterstellt wird, daß die Regierung Bush den Anschlag auf das Pentagon quasi selbst inszeniert haben soll. Tatsächlich aber gibt es Augenzeugenberichte; so zum Beispiel eine am 11. September weltweit verbreitete AP-Meldung, in der unter anderem der Reporter Dave Winslow zitiert wird, der folgendes zu Protokoll gab: „Ich sah die Heckflosse eines großen Flugzeuges. Es pflügte direkt in das Pentagon.“ Und es gibt, so Stefan Schaaf von der taz (11. September 2003) in seiner Abrechnung mit den Verschwörungstheoretikern des 11. September, zumindest zwei Fotos, die „Bruchstücke der zerschellten Boeing“ zeigen. Eingeschworene „Konspiratonsfanatiker“ dürften freilich auch diese Indizien nicht weiter irritieren. So erregt bereits die Tatsache, daß ein anderer Augenzeuge, Mark Faram, eine Zeitlang für eine US-Armeezeitung arbeitete, bei den Verschwörungstheoretikern den Verdacht der Befangenheit. Diese können jedoch bis heute nicht plausibel erklären, was denn nun mit dem „Flug 77“ und seinen Passagieren passiert ist, wenn dieser nicht das Pentagon getroffen hat. Ein anderes Thema, das durch alle verschwörungstheoretischen Bücher zum 11. September geistert, ist das Versagen der amerikanischen Landesverteidigung. Hier wird mehr oder weniger nahegelegt, daß diese inaktiv blieb, weil es so gewollt war. Andreas von Bülow (siehe Fragebogen, Seite 23), in Zeiten der Regierung Helmut Schmidt unter anderem Forschungsminister, hat sich in diesem Zusammenhang mit der These hervorgetan, daß die entführten Passagierflugzeuge von Geheimdienstagenten per Fernsteuerung unter Kontrolle gebracht worden sein könnten. Zusätzlich zum Aufprall der Passagierjets in die Türme des World Trade Centers seien in diesen Gebäuden Bomben gezündet worden. Dieser Meinung sind mutatis mutandis auch andere Verschwörungstheoretiker, die weiter geltend machen, daß die Stahlträger der „Twin Towers“ durch das erhitzte Flugbenzin nicht hätten schmelzen können. Als weiteres „Indiz“ wird ins Feld geführt, daß die Trümmer der beiden WTC-Türme nicht in einer derartigen Geschwindigkeit zu Boden hätten fallen können, wenn nicht mit Sprengstoff „nachgeholfen“ worden wäre. Dafür spräche die massive Rauch- und Partikelbildung am Anschlagort. Verdächtig erscheint ihnen auch das Zusammensacken des Gebäudes WTC 7, das von keinem Flugzeug getroffen wurde und sich zudem weiter entfernt von den WTC-Türmen als andere Gebäude befand, die mehr oder weniger intakt blieben. Daß sich in diesem Gebäude unter anderem Millionen von Ermittlungsakten lagerten (unter anderem zum Thema Terrorismus), hat weitere Spekulationen genährt. So berechtigt die eine oder andere offene Frage auch sein mag: Die hieraus abgeleitete Schlußfolgerung, daß es sich beim 11. September um eine umfassende Verschwörung handelt, die aus dem amerikanischen Regierungsapparat selbst kam, bleibt trotz aller rhetorischen Verrenkungen letztlich unbewiesen. Möglicherweise hätte dem einen oder anderen Verschwörungstheoretiker ein Blick auf die Aussagen der al-Qaida-Aktivisten Ramzi Binalshibh und Khalid Sheikh Mohammed gutgetan (dokumentiert in: Masterminds of Terror. Die Drahtzieher des 11. September berichten, Hamburg 2003). Die beiden äußerten sich gegenüber Yosri Fouda, dem Chefkorrespondenten des arabischen TV-Senders al-Dschasira, und Nick Fielding, dem Chefreporter der Sunday Times, detailliert über die Vorbereitungen der Anschläge am 11. September, die sich über zehn Jahre erstreckten. Im Gegensatz zu den vielen verschwörungstheoretischen Hervorbringungen, die sich augenscheinlich bestens verkaufen, ist die deutsche Übersetzung dieses erst 2003 erschienenen Buches bezeichnenderweise schon nicht mehr im Buchhandel erhältlich. Wie investigativer Journalismus im Zusammenhang mit dem 11. September 2001 aussehen könnte, führt der amerikanische Journalist Daniel Hopsicker vorbildich vor. Hopsicker lieferte die wohl fundierteste Reportage zur Iran-Contra-Affäre und hat auch jetzt mit seinen Recherchen zur Flugschule in Venice bei Miami, wo einige der späteren Attentäter des 11. September 2001 Flugstunden nahmen, Fragen aufgeworfen, die auf Antwort warten. Hopsickers Reportage, die dem zweiten Buch von Bröckers zum 11. September beigegeben ist (Fakten, Fälschungen und die unterdrückten Beweise des 11.9., Frankfurt/Main 2004, 9. Auflage), macht deutlich, wie stark US-Geheimdienste in dieser Flugschule mitmischten. Im Gegensatz zu den Verschwörungstheoretikern zum Thema „9/11“ überfrachtet Hopsicker seien Thesen aber nicht spekulativ, sondern argumentiert im Rahmen dessen, was er nachvollziehbar recherchiert hat. Allein wegen Hopsickers Video-CD lohnt die Anschaffung des Buches von Bröckers. Foto: Schaden am Pentagon nach dem Anschlag vom 11. September 2001: Das Loch zu klein und der Anflugwinkel zu flach für ein Verkehrsflugzeug, keine Trümmerteile, nur schemenhafte Konturen auf den Überwachungsbildern, nur eine Kamerapersektive, andere Bilder unter Verschluß – das gibt ein Eldorado für verschwörerische Theorien

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