In der vergangenen Woche hat die JUNGE FREIHEIT die Öffentlichkeit über die Beziehung zwischen dem Deutschen Journalisten-Verband (DJV) und dem linksextremen Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung (DISS) informiert. Das mit pseudowissenschaftlichem Anstrich operierende DISS, das eng mit der Parteistiftung der Linkspartei.PDS und anderen linksradikalen Gruppen zusammenarbeitet, die selbst der auf dem linken Auge inzwischen fast blinde Verfassungsschutz als deutlich anrüchig einordnet, hatte sich beim DJV als Ratgeber angedient, um eine „Sprachfibel“ zu erarbeiten, die faktisch der Selbstzensur von Journalisten dienen soll (siehe JF 14/06 und in dieser Ausgabe auf Seite 4). Ginge es nach Schöpfern einer an Orwellsches Neusprech erinnernden gereinigten Sprache, wie sie die DJV-Sprachfibel durch freiwillige Selbstanzeige mustergültig politisch korrekter Journalisten erzielen will, so hätte man in den letzten Tagen schon gar nicht mehr erfahren können, daß die Hauptschulen in den Berliner Bezirken Neukölln und Wedding an einem ethnischen Problem kollabieren und nicht etwa nur an einem sozialen, wie einem Ideologen der multikulturellen Gesellschaft immer noch gebetsmühlenartig weismachen wollen. Christoph Butterwegge, Politikwissenschaftler an der Kölner Universität, der bereits mehrere umstrittene Bücher zum Thema „Rassismus“ und „Rechtsextremismus“ mit DISS-Chef Siegfried Jäger (siehe Porträt auf Seite 3) in einschlägigen Verlagen veröffentlichte, versucht mit einem soeben im renommierten Verlag für Sozialwissenschaften erschienenen Buch („Massenmedien, Migration und Integration“) ins selbe Horn zu stoßen, wie es die DISS/DJV-Sprachzensur-Initiative beabsichtigt: Die Wirklichkeit soll so lange sprachlich retuschiert werden, bis sie von den Bürgern endlich akzeptiert wird. Die multikulturelle Gesellschaft ist nach ihren Ideologen nur dann schwer zu verdauen, wenn man sprachlich eine Unterscheidung zwischen verschiedenen Ethnien trifft. Ist jedoch nur noch von Menschen unterschiedlicher sozialer Schichten die Rede, müssen nur noch die sozialen Unterschiede durch social engineering und Umerziehung nivelliert werden, und schon treiben wir dem Paradies auf Erden entgegen. Die Welt am Sonntag warf deshalb Butterwegge vollkommen zu Recht vor, die Pressefreiheit „verstümmeln“ zu wollen: „Nun könnte man dies als antirassistischen Amoklauf belächeln, wäre Butterwegge nicht gefragt bei Kirchen, Gewerkschaften und linksliberalen Medien. Seine Thesen finden Gehör – vor allem seine Kernthese, ‚die häufige Verknüpfung des Themas Ausländer‘ in den Medien mit Gewalt oder Kriminalität fördere Rassismus. Und wer über Gewalt in Migrantenfamilien berichte, sei gar verantwortlich für Gewalt gegen Migranten. Selbst Statistiken zur Ausländerkriminalität stimulierten ‚rassistische Klischees‘.“ Doch die Wirklichkeit hat Politik und Medien längst eingeholt. Die Versuche von Ewiggestrigen von links wie Jäger und Butterwegge, ihr auszuweichen, indem wir uns alle rosarote Brillen aufsetzen und die Ohren zuhalten, erinnert an die autistischen Reaktionen der DDR-Staatsführung im Herbst 1989.