Alle vier Jahre tun wa so, als ob wa täten – aber regiert wern wa doch! Trotzdem muß man sich aufm laufenden halten, dit is sozusagen pathologische Pflicht. Gewählt ham wa alle oder auch nich. Man tut zwar wat für die Revolution, weiß aber jenau, mit der am Ende jewählten Partei kommt se janz bestimmt nich. Aber: Wat nich is, kann och noch werden. Deshalb ham die Redakteurs von de JUNGE FREIHEIT die Stute erstmal von hinten bestiegen, oder wie man halt so sagt, und sind auf die Wahlerjebnisfeiern von die Parteien jegangen. Nach die Wahl is vor die Wahl, und wenns wat zu feiern jibt, dann sind se alle dabei – bis aufn Chef vom Dienst. Wat se alle zu feiern hatten, dit weeß keener mehr, aber toll wars und jesoffen ham se ooch. Bei die Jrüne hatten se Hopfentee und jutes Karma, geschmeckt hats nich, aber nachm fümftn oder sechstn wars schön. Die schwarzen Demokratens hatten jutes Bier und unsere Beobachter vor Ort ooch Laune. Mit die Sozis war dit wieder so ne Sache, die sagen immer, dit wär allet umsonst, da weeß ma aber nie, wo ses einem später wieder abluchsen. Jesoffen ham unsere feine Herren denn doch n paar Kurze bei die Internationale. Nachher bei die Rechten war keener zu Hause, da mußten se woanders noch ne Molle nehm. Dann wollten se alle noch zun Kommunisten jehn, aber se konnten nur noch von eene Laterne zur andern. Auf alle Fälle war dit wiederma ne verjnüchte Wahl. Sven Lachhein