WIESBADEN. In das „Palasthotel“ in Wiesbaden ziehen sogenannte „Flüchtlingsfamilien“ ein. Die Migranten, die vorher alle in Sammelunterkünften lebten, sind inzwischen anerkannt, beziehen daher Bürgergeld und keine Asylbewerberleistungen mehr. Das teilte das Jobcenter mit, wie die FAZ berichtet.
Das Gebäude, für das Kaiser Wilhelm II. einst den Grundstein legte und das gegenüber der Hessischen Staatskanzlei liegt, soll so umgebaut werden, daß aus den Luxussuiten bezahlbare Senioren- und Businesswohnungen werden. Im Erdgeschoß befindet sich seit 25 Jahren ein Restaurant mit gehobener Küche.

Wurden die Mieter belogen?
85 der Luxussuiten waren indes inzwischen zu Sozialwohnungen umfunktioniert worden. Die städtische Eigentümergesellschaft GWW/GWG hat 80 Mietparteien davon inzwischen wieder ausquartiert, fünf weigern sich noch. Und hier liegt die eigentliche Brisanz des Falles. Denn die Kündigung der Mietverhältnisse war mit der Komplettsanierung von rund 7.700 Quadratmetern begründet worden.
Das scheint nicht zu stimmen. Denn nun ziehen die Ausländer ein. Sollte in Wirklichkeit nur Platz für die „Flüchtlinge“ geschaffen werden?
Fest steht: Die Kosten für die geplante Komplettsanierung sind aus dem Ruder gelaufen. Die 40 Millionen Euro könne sie nicht allein tragen, klagte die GWW/GWG bereits vor einem Jahr. Seit nun neun Jahren kommt die Stadt mit den Plänen für das repräsentative Haus im Stadtzentrum nicht voran. Das die Landeshauptstadt regierende Linksbündnis aus SPD, Grünen, Linken und Volt kann sich nicht einigen, was mit dem „Palasthotel“ geschehen soll.

Was wird nun aus dem „Palasthotel“?
Angeblich auch deswegen und um dauerhaften Leerstand zu vermeiden, hat die städtische Eigentümergesellschaft nun die Migranten einquartiert. Bisher seien 13 Familien eingezogen. Die Wohnungen seien vom Staat erst einmal für ein Jahr angemietet worden.
Sollte die Stadtregierung weiterhin keine Entscheidung über die künftige Nutzung treffen, könnten die Migranten dort aber länger wohnen. Allerdings bestreitet die GWW/GWG, daß nun eine dauerhafte Nutzung als Flüchtlingsunterkunft vorgesehen sei. Zudem wies Sozialdezernentin Patricia Becher (SPD) daraufhin, daß weitere „neue Mieter“ in die inzwischen leerstehenden Wohnungen einziehen, wenn es keine Lösung für den Prachtbau gebe. (fh)