BERLIN. Innenministerin Nancy Faeser (SPD) hat angekündigt, syrischen Asylbewerbern einmalige „Erkundungsreisen“ in ihr Heimatland zu ermöglichen, die keine Auswirkungen auf ihren Schutzstatus haben. Dadurch könnten sie sich „ein Bild machen“, ob „Häuser noch stehen, ob Familienangehörige zum Teil noch leben“ und ob „sie in ihrer Heimat auch wirklich sicher sind“, sagte ein Sprecher laut einem Bericht der Welt.
Die Reisen sollen syrischen Asylbewerbern nach dem Sturz des ehemaligen Machthabers Baschar al-Assad die Möglichkeit geben, sich vor Ort zu erkundigen, ob ihnen eine dauerhafte Rückkehr möglich sei. Deswegen solle es eine Ausnahmeregelung geben, die Syrern diese Reise konsequenzlos erlaubt.
Bislang galt, daß der Schutzstatus eines Asylbewerbers erlischt, sobald er in seine Heimat reist. Als Ausnahmen gelten krankheitsbedingte oder mit dem Tod eines Familienmitglieds zusammenhängende Rückfahrten. Trotz dieses offiziellen Verbots war es jedoch immer wieder zu Heimurlaubsreisen von Asylbewerbern gekommen. Im Zeitraum zwischen Januar 2023 und September 2024 reisten mindestens 429 Asylbewerber vorübergehend in ihre Fluchtländer, darunter 102 Syrer.
CSU spricht von „abenteuerlichem“ Plan
In den vergangenen zwei Monaten erhöhte sich die Zahl der in Deutschland lebenden Syrer leicht. Während Ende Oktober 974.136 Syrer in Deutschland lebten, waren es Ende Dezember 975.061 Syrer – ein Anstieg von 0,09 Prozent.
Die Zunahme ist bemerkenswert, da sich in Deutschland aufhaltende Syrer in den Jahren davor in großen Zahlen eingebürgert worden waren. Für das Jahr 2024 sind noch keine konkreten Zahlen bekannt, doch im Jahr 2023 erhielten 75.485 Personen syrischer Herkunft die deutsche Staatsbürgerschaft. Insgesamt 64 Prozent der Eingebürgerten waren Männer, 37 Prozent Frauen und Kinder.
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) bezeichnete den Faeser-Plan als „abenteuerlich“. Der deutsche Staat müsse bestimmen, „ob die veränderten Verhältnisse in Syrien zu einem Widerruf des Schutzstatus führen“. Faeser vermittele „den Eindruck, als könnten Syrer selbst entscheiden, ob es ihnen noch daheim gefällt oder nicht“. Damit wäre „dem Mißbrauch Tür und Tor geöffnet“. (lb)