BERLIN. Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, hat sich für eine Extragebühr für gesetzlich Versicherte ausgesprochen, die von sich aus einen Facharzt aufsuchen, statt zum Hausarzt zu gehen. Gassen brachte eine jährliche Gebühr von 200 bis 350 Euro pro Jahr ins Spiel. Nicht davon betroffen wären nach Gassens Vorschlag Patienten, die vom Hausarzt aus an einen Facharzt verwiesen werden, wie Gassen gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland betonte.
Wenige Tage zuvor waren in der schwarz-roten Regierungskoalition Reformüberlegungen bezüglich des Gesundheitssystems geäußert worden. Der Vorsitzende der Unionsfraktion, Albert Stegemann, hatte gegenüber der Bild-Zeitung vorgeschlagen, Strafgebühren in Höhe von 200 Euro zu erheben, wenn jemand direkt zum Facharzt geht, ohne zuvor einen Hausarzt aufgesucht zu haben.
Facharzt-Extragebühr soll Anreize schaffen
Neben der Strafgebühr für vermeintlich voreilige Facharzt-Besuche, spricht sich Gassen auch für einen finanziellen Anreiz für Fachärzte aus. Diese sollten einen Teil der Strafgebühren enthalten – als Anreiz, mehr Termine anzubieten.
Erklärtes Ziel der Befürworter solcher Maßnahmen ist es, das Gesundheitssystem finanziell zu entlasten. Kritiker monieren jedoch, daß mit einer solchen Regelung gesetzlich Versicherte noch stärker an ihren Hausarzt gebunden wären und es zu vermeidbaren Arztbesuchen käme, wenn eine Überstellung an einen spezialisierten Arzt ohnehin unumgänglich ist.
Im vergangenen Jahr stieg das Krankenkassendefizit – also der Mehrbetrag, den die Kassen ausgeben, statt einzunehmen – auf mehr als sechs Milliarden Euro. Das ist ein Rekordwert in der Geschichte der Bundesrepublik. (st)