MÜNCHEN. Der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, hat die deutsche Migrationspolitik verteidigt. Er sei „dankbar für die Menschen hier. Aus eigener Erfahrung weiß ich: Reha, Pflege, Krankenhaus – das könnten wir dichtmachen ohne Zuwanderung. Wir sind ein Einwanderungsland“, sagte Marx gegenüber Zeit Online. Ein derartiges Signal erwarte er auch von der kommenden Bundesregierung.
Es sei falsch, „Migration nur als Gefährdung der inneren Sicherheit darzustellen“, betonte der Geistliche. Mit Blick auf die Terroranschläge der jüngsten Vergangenheit sagte er, die Täter seien genauso häufig Rechtsradikale wie Islamisten gewesen. Des weiteren sollte es der Mehrheit zu denken geben, daß viele der islamistischen Attentäter erst in Deutschland auffällig geworden seien und nicht in ihren Herkunftsländern.
Marx will mit AfD-Wählern im Gespräch bleiben
Mit Blick auf den Unvereinbarkeitsbeschluß der Bischofskonferenz von Februar vergangenen Jahres betonte Marx, nicht jeder AfD-Wähler werde exkommuniziert – schließlich gelte das Wahlgeheimnis. Außerdem sei nicht jeder Wähler der Partei auf ideologischem Kurs mit Politikern wie dem thüringischen Landeschef Björn Höcke, „aber es gibt in der Partei eine nationalsozialistisch geprägte völkische Ideologie. Deshalb haben wir gesagt: Wer in der AfD Ämter bekleidet, kann das nicht auch in der Kirche tun“. Wichtig sei dennoch, „mit allen ins Gespräch zu kommen, die sich gedanklich bewegen können – und die sich zum Beispiel für einen anderen Kurs der Partei einsetzen“.
Immer wieder kommt es in deutschen katholischen Gemeinden zum Ausschluß von aktiven Mitgliedern, weil diese AfD-Mitglieder oder Sympathisanten der Partei sind. Erst in der vergangenen Woche wurde bekannt, daß das Bistum Passau im Landkreis Regen in Niederbayern einen 16jährigen Oberministranten aus dem Dienst entlassen hat, weil dieser in der Vergangenheit ein Foto mit AfD-Politiker Maximilian Krah veröffentlicht hatte. In dem Gespräch mit dem Jugendlichen soll der Pfarrer sich auf die Erklärung „Völkischer Nationalismus und Christentum sind unvereinbar“ der Deutschen Bischofskonferenz vom Februar 2024 bezogen haben.
Darin heißt es unter anderem: „Rechtsextreme Parteien und solche, die am Rande dieser Ideologie wuchern, können für Christinnen und Christen kein Ort ihrer politischen Betätigung sein und sind auch nicht wählbar.“ Die Verbreitung rechtsextremer Parolen sei „mit einem haupt- oder ehrenamtlichen Dienst in der Kirche unvereinbar“. (st/dh)