BERLIN. Die Vorsitzende der Grünen Jugend, Jette Nietzard, hat sich gegen eine allgemeine Dienstpflicht für Frauen ausgesprochen. Bei den aktuellen gesellschaftlichen Debatten über eine Wehrpflicht oder ein sogenanntes Gesellschaftsjahr werde verkannt, „daß Frauen 40 Prozent mehr unbezahlte Care-Arbeit jeden Tag leisten als Männer“. Feministisch wäre laut Nietzard, wenn der Staat das sehen, anerkennen und den Frauen seinen Dank aussprechen würde, sagte die Grünen-Politikerin am Sonntag in einem Video auf TikTok.
Staatliche Institutionen sollten Frauen statt dessen sagen: „Dafür, daß ihr jeden Tag so einen Gesellschaftsdienst leistet, müßt ihr nicht noch ein Jahr zusätzlichen Gesellschaftsdienst leisten.“ Männer würden es mit Blick auf die vermeintlichen 40 Prozent weniger Haushaltsarbeit, die sie leisten, nicht schaffen, mit dem Dienst an der Gesellschaft mitzuhalten, den Frauen bereits erbringen. Dann stellte sie klar: „Daß alle Knarren bedienen müssen, ist kein Feminismus.“
@jetteniz Will Wehrdienst für niemanden aber das im Video ist ja aktuelle Debatte nunmal. #wehrpflicht #feminismus #jugend ♬ Originalton – Jette
Grüne sind uneins bei dem Thema
Nietzard greift damit eine seit Tagen schwelende Diskussion innerhalb der Grünen auf. Ende März hatte Bayerns Grünen-Fraktionschefin im Landtag, Katharina Schulze, für einen verpflichtenden sechsmonatigen Dienst für alle Männer und Frauen zwischen 18 und 67 Jahren plädiert. „Ob das jetzt der Wehrdienst ist, ob das der Bevölkerungsschutz bei Feuerwehr oder THW oder das Engagieren in der Gesellschaft, in der Jugendarbeit, als Vorlesepatin oder ein FSJ ist – ist den Bürgerinnen und Bürgern dann selbst freigestellt“, sagte Schulze auf Nachfrage des Bayerischen Rundfunks.
Im Bund sieht die Partei das anscheinend anders. Bundestags-Fraktionschefin Katharina Dröge sagte zuletzt der Neuen Osnabrücker Zeitung, es handele sich dabei nicht um einen Vorschlag der Bundespartei. Sie sei dagegen, junge Menschen zu einem Dienst an der Gemeinschaft zu zwingen. Statt dessen brauche es bessere Rahmenbedingungen für die bereits vorhandenen Freiwilligen.(st/ho)