BERLIN/BRÜSSEL. Erstmals seit Jahren hat Deutschland die Spitzenposition bei den Asylanträgen in der EU abgegeben. Laut einem internen Bericht der EU-Kommission wurden im ersten Halbjahr 2025 bundesweit 65.495 Asylanträge gestellt – ein Rückgang von 43 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Spitzenreiter sind nun Spanien (76.020 Anträge) und Frankreich (75.428). Insgesamt sank die Zahl der Asylanträge in der EU sowie in Norwegen und der Schweiz auf 388.299 – ein Minus von 23 Prozent. Die meisten Antragsteller kamen aus Venezuela, Afghanistan und Syrien.
In Deutschland dominieren weiterhin Afghanen (22 Prozent), Syrer (20 Prozent) und Türken (11 Prozent) das Bild. Laut CDU-Migrationsexpertin Lena Düpont ist der Rückgang das Resultat saisonaler Effekte, besserer Zusammenarbeit mit Drittstaaten sowie neuer Partnerschaftsabkommen mit nordafrikanischen Ländern wie Tunesien und Ägypten. Diese erhalten im Gegenzug für Grenzschutzmaßnahmen umfangreiche finanzielle Unterstützung aus Brüssel. Ziel sei es, Fluchtursachen wie Armut und Perspektivlosigkeit bereits vor Ort zu bekämpfen.
Libyen neues Asyl-Sorgenkind der EU
Trotz dieser Erfolge sorgt eine Entwicklung für Unruhe in Brüssel: die stark zunehmende Migration über Libyen. Besonders betroffen ist die griechische Insel Kreta, die aktuell nicht über ausreichende Aufnahmekapazitäten verfügt. Rund 90.000 Menschen warten Schätzungen zufolge in Libyen auf eine Überfahrt nach Europa.
Die EU-Kommission schickt daher den österreichischen Migrationskommissar Magnus Brunner (ÖVP) in der kommenden Woche zu Gesprächen nach Libyen. Dort ist die Lage prekär: Der Bürgerkrieg zwischen der international anerkannten Regierung unter Abdul Dbeiba und dem von Russland unterstützten General Chalifa Haftar verschärft die humanitäre Krise. CDU-Politikerin Düpont warnt vor einer Instrumentalisierung der Migration durch Moskau im Rahmen hybrider Kriegsführung. (rr)